Dienstag, 5. Februar 2008
Chichén Itza
vessip, 02:17h
Nachdem wir nun so oft gehört hatten, Tulum sei ja nix im Vergleich zu Chichén Itza, wollten wir es wissen. Am Neujahrsmorgen ging’s in einem Bus voller Leute, die die Nacht augenscheinlich durchgemacht hatten, auf die 3-stündige Fahrt nach Chichén Itza. Das war wahrscheinlich eine weise Entscheidung, denn die prophezeiten Tourimassen blieben dank der durchzechten Sylvesternacht aus. Am Eingang sprachen uns zwei Dänen an, ob wir nicht zusammen einen Führer nehmen wollen, gesagt, getan. Auf ging’s.
Archäologen glauben, dass Chichén Itza zuerst im 9. Jhd von den Mayas besiedelt war, später aus nicht bekannten Gründen verlassen würde, und im folgenden von Mayas und Tolteken bewohnt wurde. Deshalb sieht man in den Steinkunstwerken sowohl den Regengott der Mayas (Chac-Mol) als auch die gefiederte Schlage (Quetzalcóatl), den Schöpfergott der Tolteken.
In der Weltanschauung der meisten mesoamerikanischen Völker gibt es kein Paradies und die ersten Menschen haben auch nicht gesündigt. Stattdessen wurden die Menschen geschaffen, weil die ersten Götter sich geopferten. Um Sonne und Mond zu schaffen, warfen sich zwei Azteken-Götter in ein wütendes Feuer. Für den selben Zweck gingen zwei Maya-Gottheiten in die Unterwelt, und opferten sich (man sagt, sie wurden in einem Hüftballspiel besiegt und geköpft). "Juego de Pelota" ist ein Ballspiel, in dem sich 2 Mannschaften auf einem riesigen, von Steinwänden eingefassten Platz gegenüber stehen und versuchen, nur mit der Hüfte einen Gummiball durch einen Ring an der Wand zu befördern. Also Hände, Füße u.ä. sind verboten und der Ball darf nicht auf dem Boden aufkommen.
Dies ist der Ballspielplatz in Chichén Itza:

Die Bande des Spielfeldes war wohl ursprünglich reichlich verziert und hier sieht man auch den Ring, durch den der Ball durchfliegen musste, um einen Punkt zu erzielen:

Angeblich war es so selten, dass eine Mannschaft einen Punkt erzielte, dass die Zuschauer den Spieler daraufhin mit Schmuck überhäuften. Über die anschließende Siegesfeier gibt es zwei verschiedene Geschichten. Manche sagen, dass der Kapitän des Verliererteams den Göttern geopfert wurde. Andere sagen, dass man den Kapitän des Siegerteams opferte, denn man will den Göttern ja nur das Beste anbieten. Wie dem auch sei, Menschenopfern schienen hoch im Kurs gestanden zu haben.
Aber zurück zur Schöpfungsgeschichte. Sonne und Mond waren ja nun schon mal da, weil die Götter sich geopfert hatten. Die ewige Nacht war verbannt. Nun reisten Quetzalcóatl (für die Azteken und alle zentralmexikanischen Völker, auch die Tolteken) sowie die zwei Heldenzwillinge (für die Mayas) in die Unterwelt und fanden die Schädel und Knochen ihrer Vorfahren und huldigten ihnen. Dank dieser Opfer fing der Mais an zu wachsen und die Urgötter mahlten die Körner und nutzen das Maimehl, um die ersten Menschen zu schaffen. Diese Schöpfungsgeschichte bot (und bietet?) gleichzeitig eine Metapher für korrektes menschliches Verhalten: den Göttern opfern und die Vorfahren ehren.
So, genug Mythologie, kommen wir zur Astrologie. Die Hauptattraktion in Chichén Itza ist für viele die Pyramide, von den Spaniern „El Castillo“ genannt.

Auch bei der Pyramide finden sich toltekische und Maya-Elemente. Quetzalcóatl, die gefiederte Schlange, ist in Skulpturen an den Treppen dargestellt und toltekische Krieger säumen den Eingang oben auf dem Tempel. Bei Tagundnachtgleiche im Herbst und Frühling, formen Licht und Schatten mehrere Dreiecke an der Nordseite der Pyramide, die so miteinander agieren, dass es aussieht, als ob die gefiederte Schlange die Pyramide rauf bzw. runter klettert (rauf im März, runter im September). Angeblich wird dieses Phänomen auch jeden Abend in einer Lichtershow nachgeahmt, so lange sind wir aber nicht geblieben, der Bus fuhr schon um 16 Uhr wieder.
Das gesamte Gebäude spiegelt den Maya-Kalender wieder. Die vier Treppen haben je 91 Stufen... ergibt zusammen mit der obersten Plattform 365, genau wie die Anzahl der Tage in einem Maya-Jahr. An jeder Seite der Pyramide gibt es 52 Elemente, die die 52 Jahre einer Maya Kalender-Runde widerspiegeln. Leider ist die Pyramide nicht an allen Seiten gleich gut erhalten:

Ein Gebäude fand ich noch besonders interessant: den Kriegertempel.

Hier wurde angeblich die Opferungen durchgeführt. Oben auf diesem Tempel ist eine Figur, die auf den Rücken liegt, Oberkörper und Beine angewinkelt, und auf dem Bauch befindet sich der Opfertisch. Etwa so, aber besser erhalten:

In die eckigen Säulen (gibt es ein Wort dafür???) sind die Bilder von Kriegern eingeritzt.

An das Gebäude schließt sich der Palast der Tausend Säulen an:

Dieser Säulenpalast ist wirklich riesig (tausend Säulen lang/breit/groß eben) und unser Guide meinte, dass er früher als ein Art Gästehaus genutzt wurde. Chichén Itza war nämlich schon immer auch eine Pilgerstätte, vor allem zu Tagundnachtgleiche, weil alle die gefiederte Schlange sehen wollte. Nach den Opferungen mussten natürlich auch immer die Reaktionen der Götter abgewartet werden und für diese Wartezeit brauchte man Unterkünfte für die Pilgerer.
Es war zwar generell gut und informativ, das Gelände unter Führung zu erkunden, mehr genießen konnten wir Chichén Itza aber eigentlich danach, als Helme und ich alleine noch mal alles abgegangen sind und Fotos gemacht haben und alles auf uns wirken lassen haben. Helme war so begeistert von der Maya-Kultur, dass er sich zurück in Hamburg gleich ein GEO-Epoche-Heft zum Thema zugelegt hat.
Archäologen glauben, dass Chichén Itza zuerst im 9. Jhd von den Mayas besiedelt war, später aus nicht bekannten Gründen verlassen würde, und im folgenden von Mayas und Tolteken bewohnt wurde. Deshalb sieht man in den Steinkunstwerken sowohl den Regengott der Mayas (Chac-Mol) als auch die gefiederte Schlage (Quetzalcóatl), den Schöpfergott der Tolteken.
In der Weltanschauung der meisten mesoamerikanischen Völker gibt es kein Paradies und die ersten Menschen haben auch nicht gesündigt. Stattdessen wurden die Menschen geschaffen, weil die ersten Götter sich geopferten. Um Sonne und Mond zu schaffen, warfen sich zwei Azteken-Götter in ein wütendes Feuer. Für den selben Zweck gingen zwei Maya-Gottheiten in die Unterwelt, und opferten sich (man sagt, sie wurden in einem Hüftballspiel besiegt und geköpft). "Juego de Pelota" ist ein Ballspiel, in dem sich 2 Mannschaften auf einem riesigen, von Steinwänden eingefassten Platz gegenüber stehen und versuchen, nur mit der Hüfte einen Gummiball durch einen Ring an der Wand zu befördern. Also Hände, Füße u.ä. sind verboten und der Ball darf nicht auf dem Boden aufkommen.
Dies ist der Ballspielplatz in Chichén Itza:

Die Bande des Spielfeldes war wohl ursprünglich reichlich verziert und hier sieht man auch den Ring, durch den der Ball durchfliegen musste, um einen Punkt zu erzielen:

Angeblich war es so selten, dass eine Mannschaft einen Punkt erzielte, dass die Zuschauer den Spieler daraufhin mit Schmuck überhäuften. Über die anschließende Siegesfeier gibt es zwei verschiedene Geschichten. Manche sagen, dass der Kapitän des Verliererteams den Göttern geopfert wurde. Andere sagen, dass man den Kapitän des Siegerteams opferte, denn man will den Göttern ja nur das Beste anbieten. Wie dem auch sei, Menschenopfern schienen hoch im Kurs gestanden zu haben.
Aber zurück zur Schöpfungsgeschichte. Sonne und Mond waren ja nun schon mal da, weil die Götter sich geopfert hatten. Die ewige Nacht war verbannt. Nun reisten Quetzalcóatl (für die Azteken und alle zentralmexikanischen Völker, auch die Tolteken) sowie die zwei Heldenzwillinge (für die Mayas) in die Unterwelt und fanden die Schädel und Knochen ihrer Vorfahren und huldigten ihnen. Dank dieser Opfer fing der Mais an zu wachsen und die Urgötter mahlten die Körner und nutzen das Maimehl, um die ersten Menschen zu schaffen. Diese Schöpfungsgeschichte bot (und bietet?) gleichzeitig eine Metapher für korrektes menschliches Verhalten: den Göttern opfern und die Vorfahren ehren.
So, genug Mythologie, kommen wir zur Astrologie. Die Hauptattraktion in Chichén Itza ist für viele die Pyramide, von den Spaniern „El Castillo“ genannt.

Auch bei der Pyramide finden sich toltekische und Maya-Elemente. Quetzalcóatl, die gefiederte Schlange, ist in Skulpturen an den Treppen dargestellt und toltekische Krieger säumen den Eingang oben auf dem Tempel. Bei Tagundnachtgleiche im Herbst und Frühling, formen Licht und Schatten mehrere Dreiecke an der Nordseite der Pyramide, die so miteinander agieren, dass es aussieht, als ob die gefiederte Schlange die Pyramide rauf bzw. runter klettert (rauf im März, runter im September). Angeblich wird dieses Phänomen auch jeden Abend in einer Lichtershow nachgeahmt, so lange sind wir aber nicht geblieben, der Bus fuhr schon um 16 Uhr wieder.
Das gesamte Gebäude spiegelt den Maya-Kalender wieder. Die vier Treppen haben je 91 Stufen... ergibt zusammen mit der obersten Plattform 365, genau wie die Anzahl der Tage in einem Maya-Jahr. An jeder Seite der Pyramide gibt es 52 Elemente, die die 52 Jahre einer Maya Kalender-Runde widerspiegeln. Leider ist die Pyramide nicht an allen Seiten gleich gut erhalten:

Ein Gebäude fand ich noch besonders interessant: den Kriegertempel.

Hier wurde angeblich die Opferungen durchgeführt. Oben auf diesem Tempel ist eine Figur, die auf den Rücken liegt, Oberkörper und Beine angewinkelt, und auf dem Bauch befindet sich der Opfertisch. Etwa so, aber besser erhalten:

In die eckigen Säulen (gibt es ein Wort dafür???) sind die Bilder von Kriegern eingeritzt.

An das Gebäude schließt sich der Palast der Tausend Säulen an:

Dieser Säulenpalast ist wirklich riesig (tausend Säulen lang/breit/groß eben) und unser Guide meinte, dass er früher als ein Art Gästehaus genutzt wurde. Chichén Itza war nämlich schon immer auch eine Pilgerstätte, vor allem zu Tagundnachtgleiche, weil alle die gefiederte Schlange sehen wollte. Nach den Opferungen mussten natürlich auch immer die Reaktionen der Götter abgewartet werden und für diese Wartezeit brauchte man Unterkünfte für die Pilgerer.
Es war zwar generell gut und informativ, das Gelände unter Führung zu erkunden, mehr genießen konnten wir Chichén Itza aber eigentlich danach, als Helme und ich alleine noch mal alles abgegangen sind und Fotos gemacht haben und alles auf uns wirken lassen haben. Helme war so begeistert von der Maya-Kultur, dass er sich zurück in Hamburg gleich ein GEO-Epoche-Heft zum Thema zugelegt hat.
... comment