Montag, 26. November 2007
So, nun bin ich also in Mexico...
Und es gefaellt mir ziemlich gut hier! Angenehmes Fruehlingswetter, so um die 25 Grad, abends jedoch etwas kuehl (gut dass ich ein paar Fleecejacken dabei habe). Dafuer aber gar nicht schwuel, das ist sehr angenehm, bei 2200m Hoehe aber auch kein Wunder.
Der Flug war recht anstrendend, vor allem weil wir im Flieger durch die business class gehen mussten um zur economy zu kommen, und ich somit vorher sah, was mir entgeht... ich brauche nun wirklich keine 37 Spielfilme am Platz, aber was haette ich fuer die Beinfreiheit gegeben!!! Der Ausblick hat dafuer etwas etnschaedigt... zum Beispiel wie hier beim Flug ueber Canadas Hudson Bay.
Flug ueber die Hudson Bay

Die ersten Tage habe ich dann am CIMMYT (= Centro Internatcinal de Mejoramiento de Maiz y Trigo = Internationales Mais- und Weizenforschungszentrum) in einem Appartment direkt auf dem Campus gewohnt. Das ist aber auf Dauer zu teuer, deshalb bin ich jetzt auf der Suche nach einer Bleibe in einem der umliegenden Doerfer. Derzeit wohne ich bei Susanne und Eblin im Dorf Tepetlaoxtoc (ja, es gibt hier viele solche Zungenbrecher...). Das Haus ist ein Traum, so im mediterranen Stil, mit der Farbe Mexicos und den Annehmlichkeiten Europas. Hier ein Blick aus dem Garten auf Terasse, Kueche und Wohnzimmer:
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Links daran anschliessend habe ich im Moment mein Zimmer. An meinem ersten Abend hier haben wir in der Kueche gleich zwei Skorpione gefunden: hier als Stillleben in einem deutschen Weizenglas.
Skorpion in Susanne Kueche
Die sind angeblich gar nicht gefaehrlich, wenn man gebissen wird, wird das entsprechende Körperteil nur für etwa 30 min taub... wie sueß!

Susanne hat auch in Hohenheim promoviert und arbeitet jetzt seit einigen Jahren am CIMMYT. Das ist natuerlich sehr praktisch, denn so habe ich nicht nur eine Uebergangsunterkunft, sondern kann von ihr auch viel lernen, was Kultur und Sprache und Alltagsueblichkeiten angeht. Das Dorf "Tepe", wie es wesentlich zungenfreundlicher hier abgekuerzt wird, beherbergt uebrigens so um die 30 000 Einwohner...wohl gemerkt, das ist hier ein Dorf... Buxtehude laesst gruessen. Jeden Sonntag bieten einige Einwohner auf dem "Dorf"-Markt ein Fruehstueck an, und da geht das das ganze "Dorf" hin zum Taccos essen. Heute morgen sah das in etwa so aus:
Tacco-Frühstück in Tepe, 25.11.2007
Man nehme sich eine Tortilla, lege Fleisch (in diesem Fall Lamm) in die Mitte, streue Koriander und Zweibeln und Salsa darauf und rolle die Tortilla zusammen...fertig ist der Tacco!
Tepe Sonntag morgen.


Ein bisschen durch die Gegend gekurvt bin ich auch schon. Gleich an meinem zweiten Tag hier sind wir zur Versuchstation nach Tlatlizapan (schon wieder so ein Zungenbrecher...) gefahren. Der Verkehr hier ist grausam. Blinker gibt es quasi nicht, auch LKWs duerfen ganz links fahren (und tun dies auch den Grossteil der Zeit), und einen kann man ja immer noch ueberholen, ooops, war da etwa eine Kurve?...meine Nerven... Naja, ich hab's ueberlebt und wie es aussieht, muss ich mich auch bald selbst ins Getuemmel stuerzen, um alleine zu den Versuchsstationen fahren zu koennen...naja, mal abwarten.

Die Fahrt ansonsten war jedoch sehr spannen: es ging ueber Ost-Mexico-City (die Stadt wird hier D.F. genannt fuer "distrito federal"), also es ging von Ost-D.F. gen Sueden. Die Versuchstation Tlati (auch hier gibt es natuerlich eine Abkuerzung) liegt auf "nur" 700m und entsprechend war es hier schon viel heisser. Wir sind durch eine faszinierende Vulkanlandschaft gefahren und haben natuerlich Kakteen gesehen (auch wenn diese hier noch das Kleinformat sind und als Gemuese oder so angebaut werden):
Kaktus und Berglandschaft auf den Weg nach Tlalti

Ausserdem konnten wir in der Ferne den Vulkan Iztaccihuatl sehen, schneebedeckt und riesengross:
Vulkan Izta auf dem Weg nach Tlalti
Susanne will den Izta (Abkuerzung...) naechstes Jahr im Maerz erklimmen, mal gucken, ob ich mich das auch traue.

Oh, und in D.F. (also Mexico City selbst) war ich auch schon. Letzte Woche Sonntag, mit Christoph einem Schweizer, der hier Praktikum macht. Der hat mich in die Kunst des Busfahrens in Mexico eingefuehrt. Ist eigentlich sehr aehnlich wie auf den Philippinen (einfach einsteigen, rufen wenn man rauswill, dann erst bezahlen), nur muss man natuerlich wissen wo man einsteigen muss und wo wieder raus. Ueberhaupt ist hier alles sehr aehnlich zu den Philippinen, nicht so schwuel zum Glueck, aber Transport- und Wohnmoeglichkeiten, Geschaefte und Strassenverkauefer, das kommt mir doch alles sehr bekannt vor. Auch das CIMMYT ist dem IRRI (International Rice Research Institute, bei dem ich auf den Philippinen mein Praktikum gemacht habe) sehr aehnlich. Beide Institutionen sind auch der selben Gruppe von Agrarforschungszentren angeschlossen und in den 60er Jahren mit Hilfe der Rockefeller-Stiftung gegruendet worden.

D.F. ist riesig (22 Mio Einwohner), doppelt so gross also wie Manila. Wir waren letzten Sonntag im Nationalen Anthropologie-Museum. Das war total toll. In ca. 20 verschiedenen Raeumen sind die Kulturen Mexicos dargestellt, meist ueber archaeologische Funde, Gemaelde und Nachbauten. Von den Mayas, den Azteken, den Tolteken, vielen indigenen Voelkern, und was es alles so gibt oder gab in Mexico. Wirklich faszinierend. Das Museum ist aufgebaut, wie ein U-foermiger Schlauch mit 2 Etagen (ich habe am Sonntag nur die untere Etage geschafft...), und im Innenraum gibt es einen Wasserfall und viele Baenke zum Ausruhen oder Sonne tanken. Da muss ich unbedingt noch oefters hin. Fuer mexikanische Stattsbuerger ist der Eintritt uebrigens frei! Wahrscheinlich einer der Gruende dafuer, dass viel mehr Familien mit Kindern da waren als man Touristen sehen konnte!
Innenhof des Museums:
Innenhof des Museums

Im Raum der Azteken ("Mexicas"):
Alte Stadt

Im Raum links der Azteken (Namen hab ich vergessen):
Damenkoerpergemaelde

Ach ja, warscheinlich kann man 2 volle Jahre in D.F. verbringen und trotzdem jeden Tag noch etwas neues entdecken. Einer meiner Kollegen sagte gestern, dass ihm am meisten an Mexico gefaellt, dass man immer wieder ueberrascht wird... es bleibt also spannend!

Apropos spannen, arbeiten tu ich ja auch noch hier! Und zwar gerade auch nicht zu wenig, denn die Feldversuche fuer die naechste Saison muessen geplant werden, das Saatgut ausgesucht und beschaffen (eine Ladung aus Deutschland haengt zur Zeit noch am Flughafen im Zoll fest, aber ich bin guter Dinge).
Jetzt muss ich mir erstmal noch ein schoenes Haus suchen, dass ich mit anderen als WG teilen kann und dann schick ich euch auch wieder Fotos. Irgendwie ist mir hier noch gar nicht so nach Fotografieren...ich denke dass legt sich aber spaetenstens, wenn Helme hier am 16. Dezember aufschlaegt und wir wieder "Touri" spielen...;o)
Also lasst es euch gut gehen!
Hasta la proxima,
Vanessa

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