Montag, 17. August 2009
Studenten braucht das Land!
vessip, 03:29h
Solche, die irgendwann mal das Land führen. Und die Firmen leiten. Und die Welt zum Besseren verändern. Jawohl!
Mitte Juli hat CIMMYT seinen Beitrag zur Aus-/Fort-/Weiterbildung der agrarischen Studentenschaft geleistet, als es eine Gruppe internationaler Studenten willkommen hieß. Es wurden sogar extra die Fahnen gehisst am Haupteingang:

IAAS ist die Abkürzung für “International Association of Students in Agriculture and Related Sciences” (mehr Info unter www.iaasworld.org). Gegründet 1957 in Tunis widmet die Organisation sich seither dem Austausch von Erfahrungen, Ideen und Wissen aller im Bereich der Life Sciences (wie es heutzutage so schön heißt) Beschäftigten. Die Organisation wird von Studenten geführt und von Regierungen, Firmen und Stiftungen finanziell unterstützt. Jedes Jahr veranstaltet IAAS seinen World Congress, der immer in verschiedenen Ländern stattfindet und vom lokalen IAAS-Komitee organisiert wird. Der diesjährige World Congress fand im Juli/August in Mexico statt. Durch einen Kollegen am CIMMYT lernte ich den lokalen Veranstalter kennen (Carlos, Kaffee-Produzent und auch Agrar-Studi) und wir kamen zu dem Schluß, dass CIMMYT unbedingt mit auf dem Programm des Kongresses stehen müsse. Wen, wenn nicht internationale Studis wollen wir denn als zukünftige Wissenschaftler erreichen??
Mit viel Hilfe von den administrativen und kommunikativen Abteilungen des CIMMYT hatten wir schnell ein tolles Programm zusammengestellt, dass den Studis CIMMYTs Arbeitsgebiete und Mission näherbringen und ihnen eine Karriere in der internationalen Agrarforschung schmackhaft machen sollte. Und so konnten wir am 21. Juli ca 70 Studis aus mehr als 25 Ländern am CIMMYT begrüßen:

Nach einer generellen Einführung teilten wir die Studis in drei Gruppen ein, um im Rotationsverfahren drei Wissenschaftler zu besuchen. DeAndre und ich führten die grüne Gruppe:

Unsere erste Station war die Genbank, in der zigtausende Akzessionen von Mais und Weizen für die Nachwelt aufgewahrt werden. Die hier aufbewahrten Saatgutproben sind global zugänglich. Private Firmen können darauf ebenso zugreifen wie öffentliche Forschungseinrichtungen oder interessierte Hobby-Gärtner und die Abgabe des Saatguts ist kostenlos. Der Chef der Weizengenbank hieß uns willkommen und führte uns in den Austellungsraum:

Anschließend zeigte uns ein Mitarbeiter der Maisgenbank die eigentlichen Aufbewahrungsräume.

Die aktive Sammlung verweilt bei Kühlschranktemperatur, während die passive Sammlung bei -18°C lagert. Aus der aktiven Sammlung werden die Körner zum weltweiten Versand genommen, daher sind sie in transparenten Platikkonstainern mit Barcodes gelagert:

In der passiven Sammlung werden die gleichen Akzessionen in Alupaketen verpackt aufbewahrt. Regelmäßig wird dieses Saatgut im Feldanbau regeneriert, damit es durch zu lange Lagerung nicht an Keimfähigkeit verliert. Anfang des Jahres hat CIMMYT ausserdem einen Teil seiner Genbanksammlung nach Spitzbergen zum „Svalbard Global Seed Vault“, dem ultimativen Sicherheitsnetz für die wichtigsten natürlichen Ressourcen weltweit, wie die Betreiber auf ihrer homepage verkünden (Info unter http://www.croptrust.org/main/arctic.php?itemid=211 ). Dieses Saatgutlager ist eine riesige Kühltruhe, gegen alle natürlichen Katastrophen sicher gewappnet, so dass wertvolles Saatgut auch nach der Apokalypse zum Sprießen neuen Lebens zur Verfügung steht.
Für den nächsten Stop haben wir die Gruppe dann auf den Acker geführt, zu den Langzeitversuchen des „Conservation Agriculture“. Conservation Agriculture ist ein Anbausystem, dass auf drei einfachen Prinzipien beruht:
1) minimierende Bodenbearbeitung (z.B. kein Pflügen),
2) die Bodenoberfläche ist bedeckt durch z.B. Ernterückstände oder andere Pflanzen (cover crops), und
3) Fruchtfolge um Krankheits- und Schädlingsbefall zu mindern (z.B. nicht Maismonokultur auf dem selben Schlag sondern andere Fruchtarten jede Saison).
Seit vielen Jahren wird am CIMMYT mit diesem System gearbeitet und es ist mittlerweile in vielen Regionen der Welt ein Standardsystem. Ein großer Vorteil dieses Systems ist, dass Bodenfeuchte sich besser hält (durch weniger Bodenbewegung und damit weniger Aggregatzerstörung, sowie durch vorhandene Bodenbedeckung, was Evaporation von der Bodenoberfläche vermindet). Dies wurde uns eindrucksvoll an folgenden Parzellen vor Augen geführt. Hier mit Conservation Agriculture Prizipien gearbeitet (man sieht noch die Weizenstroh-Ernterückstände am Boden):

Und hier mit konventionellen Prinzipien (d.h. gepflügt, keine Ernterückstände, Maismonokultur):

Alle anderen Massnahmen wie Pflanzenschutz, Bewässerung oder Düngung sind in beiden Parzellen exakt gleich durchgeführt worden! CIMMYT-Wissenschaftler führen aber nicht nur diese Langzeitversuche durch, sondern entwickeln auch aktiv Maschinen, um die Technik den Farmer näher zu bringen. Wie ihr euch sicher denken könnt, braucht man zur Aussaat in ein ungepflügtes Feld mit Ernterückständen andere Geräte hinterm Trecker als für ein feinkrümelig vorbereitetes, rückstandsloses Feld. Hier ein Beispiel für ein Sägerät, dass CIMMYT zusammen mit einer Großgrundbesitzer-Kooperative in Nordmexiko entwickelt hat:

Und hier ein Exepmlar für den smale-scale Farmer in Äthiopien (links Saatgut, rechts Dünger… alles in einem Abwasch):

Nach diesem beeindruckenden Feldbesuch ging’s nun ins Gewächshaus, wo wir über sogenannte „Weite Kreuzungen“ aufgeklärt wurden. Unter einer weiten versteht man interspezifische Kreuzungen, also solche zwischen verschiedenen Arten, die sich nicht natürlicherweise miteinander kreuzen (z.B. Mais mit Weizen, oder Kulturgerste mit Wildgerste). Unser Brotweizen ist vor vielen, vielen Jahren aus mehreren weiten Kreuzungen entstanden. Die Vorfahren des Brotweizen tragen so interessante Namen wie Aegilops speltoides oder Triticum urartum, aus denen Emmer (Triticum diccocum) entstand. Nach ein paar weiteren Jahre hatten dann der Emmer mit Aegilops tauschii eine Affäre und geboren wurde Triticum aestivum, unser Brotweizen.
Am CIMMYT wird schon länger erfolreich dieser Paarungsweg rekonstruiert, indem die verschiedenen Arten miteinander gekreuzt werden, um sogenannte „synthetische Weizensorten“ zu entwickeln, an denen nichts synthetisch ist, ausser dass sie von Menschenhand gemacht sind. Die „Zutaten“ sind aber die gleichen wie vor 8000 Jahren in der Natur… Hier bestaunen wir die verschiedenen Arten:

Nach diesem dritten und letzten Stop gabs lunch und danach noch eine Podiumsdiskussion mit allen Wissenschaftlern, die uns vormittags ihre Forschungsgebiete vorgestellt hatten. Aus meiner Sicht war die Veranstaltung sehr gelungen. Hat auch echt Spass gemacht mit einer so gemischten Gruppe! Und den Studis hat’s wohl auch Spass gemacht, jedenfalls luden sie uns zum Abschied zu ihrer „Trade Fair“ ein, einer internationalen Kulturnacht mit kulinarischen Spezialitäten aus den Teilnehmerländern, die am folgenden Wochenende in Queretaro ca 3h nördlich von Mexico City stattfinden sollte. Nichts wie hin nach Queretaro also! Zumal die Stadt in die Kategorie der „schönen Kolonialstädte“ fällt, die ich mir sowieso noch angucken wollte.
Im Handumdrehen hatte sich eine Gruppe von 18 CIMMYT-Leuten gefunden, die sich auf das WE in Queretaro freute. Wir trafen uns also am Samstag um 10 Uhr morgens auf Mexico Citys Nordbusbahnhof und es fühlte sich verdammt wie eine Klassenfahrt an. Angenehmerweise keine Klassenlehrer dabei, unangenehmerweise auch keiner, der sich an der Organisation einer so großen Gruppe erfreute… um alle 18 in einem Bus unterzubringen, mussten wir schonmal bis 11:40 Uhr warten. In Queretaro angekommen dann die Suche nach dem Hotel, alle in Taxis, wer hat ein Handy, ok, lasst uns in Kontakt bleiben, wer teilt mit wem ein Zimmer, jeder 100 Pesos bitte, jetzt, … puh, welch ein Trubel.
Gegen halb fünf nachmittags hatten alle ein Bett und eine ungefähre Ahnung, was in der Stadt sich anzugucken lohnen würde. Wir verabredeten uns für 6 Uhr am Hotel für die, die zum Fussballspiel von Ricardos Lieblings- Fussballmannschaft (Gallos Blancos Queretaro) mitwollten. Ich brauchte erstmal ne Auszeit… direkt neben unserem „Hotel“ (das hundertpro auch studenweise vermietete!) gab’s ein sehr nettes Café mit Spaghetti auf der Speisekarte. Nicht sehr originell aber umso leckerer! Ein paar Minuten durchatmen:

Tatsächlich bin ich da gar nicht mehr weggekommen vor’m Fussball… während die Aktiven das Aquädukt betaunten,

einsame Hinterhof-Spielplätze erkundeten,

vor Aztekenkriegern posierten,

oder sich von den Kolonialbauten beeindrucken ließen,



freute ich mich über meinen Brownie mit Vanilleeis zum Nachtisch. Wozu hetzen?
Das Fussballspiel war dann sehr cool. Die Gallos sind gerade in die erste Liga aufgestiegen und hatten nun ein Freundschaftsspiel gegen eine Mannschaft aus Uruguay, die in ähnlicher Aufstiegssituation waren. Das Stadion war nicht besonders voll, wir dafür mitten im Fanblock:

Ein sehr cooles Stadion eigentlich, Natürlich wesentlich kleiner als das 100.000 fassende Aztekenstadion in Mexico City, aber dafür ist man sehr nah an den Spieler dran und kann sogar erkennen, welcher gut aussieht.

Ich hab mir gerade nochmal die Fotos von der Azteken-Stadium-Story angeguckt… sieht nicht aus als erkenne man mehr als farbige Punkte…
Irgendwie ging das Spiel jedoch viel zu schnell vorbei. Noch ein „I was here“-Gruppenfoto

und dann ab auf die IAAS-Party, die in einem sehr netten Innenstadt-Restaurant stattfand. Die Studis hatten ihre Stände mit Fahnen und Landesfarben geschmückt. Hier beispielsweise Griechenland (nur die Dame in der Mitte kam auch von dort!):

Und natürlich musste man an jedem Stand die mitgebrachten Leckereien probieren… kann mich nicht erinnern, wie viele verschiedene „sehr lecker, probier mal!“-Alkohölchen ich getestet habe. Positive Erinnerungen weckt Italien, nicht nur wegen des erträglichen Proseccos im Vergleich zu Ouzo oder dem serbischen Hardcore-Zeugs, sondern vor allem wegen von Papi gemachten Süßigkeiten (Mandelschnitten und sowas wie Nougat…hm, yammie). Die Probierrunden trugen natürlich zum Fortgang der Party sehr positiv bei:

Wie brav meine CIMMYT-Freunde dagegen wirken…


Was soll ich mehr sagen, die Nacht war kurz und so manch einer vertrug am nächsten morgen nur Milch:

Aber das Wochenende war super! Interessante Leute kennengelernt, viel Spass gehabt. Und: meine mexikanische Lieblingsmannschaft ist nun auch offiziell Queretaro! Ich trage seitdem sogar ein Bändchen ums Handgelenk, dass mir einredet „Siempre seré fiel“, ich werde immer treu sein… Ausserdem meinte Ricardo (man bemerke sein St.Pauli-Shirt am Frühstückstisch), dass Queretaro ungefähr so „nako“ sei wie St.Pauli! Deshalb haben wir auch unser Team für’s diesjährige CIMMYT-Fussballturnier „Nakos Futbol Klup“ genannt, aber dazu an anderer Stelle mehr.
Mitte Juli hat CIMMYT seinen Beitrag zur Aus-/Fort-/Weiterbildung der agrarischen Studentenschaft geleistet, als es eine Gruppe internationaler Studenten willkommen hieß. Es wurden sogar extra die Fahnen gehisst am Haupteingang:

IAAS ist die Abkürzung für “International Association of Students in Agriculture and Related Sciences” (mehr Info unter www.iaasworld.org). Gegründet 1957 in Tunis widmet die Organisation sich seither dem Austausch von Erfahrungen, Ideen und Wissen aller im Bereich der Life Sciences (wie es heutzutage so schön heißt) Beschäftigten. Die Organisation wird von Studenten geführt und von Regierungen, Firmen und Stiftungen finanziell unterstützt. Jedes Jahr veranstaltet IAAS seinen World Congress, der immer in verschiedenen Ländern stattfindet und vom lokalen IAAS-Komitee organisiert wird. Der diesjährige World Congress fand im Juli/August in Mexico statt. Durch einen Kollegen am CIMMYT lernte ich den lokalen Veranstalter kennen (Carlos, Kaffee-Produzent und auch Agrar-Studi) und wir kamen zu dem Schluß, dass CIMMYT unbedingt mit auf dem Programm des Kongresses stehen müsse. Wen, wenn nicht internationale Studis wollen wir denn als zukünftige Wissenschaftler erreichen??
Mit viel Hilfe von den administrativen und kommunikativen Abteilungen des CIMMYT hatten wir schnell ein tolles Programm zusammengestellt, dass den Studis CIMMYTs Arbeitsgebiete und Mission näherbringen und ihnen eine Karriere in der internationalen Agrarforschung schmackhaft machen sollte. Und so konnten wir am 21. Juli ca 70 Studis aus mehr als 25 Ländern am CIMMYT begrüßen:

Nach einer generellen Einführung teilten wir die Studis in drei Gruppen ein, um im Rotationsverfahren drei Wissenschaftler zu besuchen. DeAndre und ich führten die grüne Gruppe:

Unsere erste Station war die Genbank, in der zigtausende Akzessionen von Mais und Weizen für die Nachwelt aufgewahrt werden. Die hier aufbewahrten Saatgutproben sind global zugänglich. Private Firmen können darauf ebenso zugreifen wie öffentliche Forschungseinrichtungen oder interessierte Hobby-Gärtner und die Abgabe des Saatguts ist kostenlos. Der Chef der Weizengenbank hieß uns willkommen und führte uns in den Austellungsraum:

Anschließend zeigte uns ein Mitarbeiter der Maisgenbank die eigentlichen Aufbewahrungsräume.

Die aktive Sammlung verweilt bei Kühlschranktemperatur, während die passive Sammlung bei -18°C lagert. Aus der aktiven Sammlung werden die Körner zum weltweiten Versand genommen, daher sind sie in transparenten Platikkonstainern mit Barcodes gelagert:

In der passiven Sammlung werden die gleichen Akzessionen in Alupaketen verpackt aufbewahrt. Regelmäßig wird dieses Saatgut im Feldanbau regeneriert, damit es durch zu lange Lagerung nicht an Keimfähigkeit verliert. Anfang des Jahres hat CIMMYT ausserdem einen Teil seiner Genbanksammlung nach Spitzbergen zum „Svalbard Global Seed Vault“, dem ultimativen Sicherheitsnetz für die wichtigsten natürlichen Ressourcen weltweit, wie die Betreiber auf ihrer homepage verkünden (Info unter http://www.croptrust.org/main/arctic.php?itemid=211 ). Dieses Saatgutlager ist eine riesige Kühltruhe, gegen alle natürlichen Katastrophen sicher gewappnet, so dass wertvolles Saatgut auch nach der Apokalypse zum Sprießen neuen Lebens zur Verfügung steht.
Für den nächsten Stop haben wir die Gruppe dann auf den Acker geführt, zu den Langzeitversuchen des „Conservation Agriculture“. Conservation Agriculture ist ein Anbausystem, dass auf drei einfachen Prinzipien beruht:
1) minimierende Bodenbearbeitung (z.B. kein Pflügen),
2) die Bodenoberfläche ist bedeckt durch z.B. Ernterückstände oder andere Pflanzen (cover crops), und
3) Fruchtfolge um Krankheits- und Schädlingsbefall zu mindern (z.B. nicht Maismonokultur auf dem selben Schlag sondern andere Fruchtarten jede Saison).
Seit vielen Jahren wird am CIMMYT mit diesem System gearbeitet und es ist mittlerweile in vielen Regionen der Welt ein Standardsystem. Ein großer Vorteil dieses Systems ist, dass Bodenfeuchte sich besser hält (durch weniger Bodenbewegung und damit weniger Aggregatzerstörung, sowie durch vorhandene Bodenbedeckung, was Evaporation von der Bodenoberfläche vermindet). Dies wurde uns eindrucksvoll an folgenden Parzellen vor Augen geführt. Hier mit Conservation Agriculture Prizipien gearbeitet (man sieht noch die Weizenstroh-Ernterückstände am Boden):

Und hier mit konventionellen Prinzipien (d.h. gepflügt, keine Ernterückstände, Maismonokultur):

Alle anderen Massnahmen wie Pflanzenschutz, Bewässerung oder Düngung sind in beiden Parzellen exakt gleich durchgeführt worden! CIMMYT-Wissenschaftler führen aber nicht nur diese Langzeitversuche durch, sondern entwickeln auch aktiv Maschinen, um die Technik den Farmer näher zu bringen. Wie ihr euch sicher denken könnt, braucht man zur Aussaat in ein ungepflügtes Feld mit Ernterückständen andere Geräte hinterm Trecker als für ein feinkrümelig vorbereitetes, rückstandsloses Feld. Hier ein Beispiel für ein Sägerät, dass CIMMYT zusammen mit einer Großgrundbesitzer-Kooperative in Nordmexiko entwickelt hat:

Und hier ein Exepmlar für den smale-scale Farmer in Äthiopien (links Saatgut, rechts Dünger… alles in einem Abwasch):

Nach diesem beeindruckenden Feldbesuch ging’s nun ins Gewächshaus, wo wir über sogenannte „Weite Kreuzungen“ aufgeklärt wurden. Unter einer weiten versteht man interspezifische Kreuzungen, also solche zwischen verschiedenen Arten, die sich nicht natürlicherweise miteinander kreuzen (z.B. Mais mit Weizen, oder Kulturgerste mit Wildgerste). Unser Brotweizen ist vor vielen, vielen Jahren aus mehreren weiten Kreuzungen entstanden. Die Vorfahren des Brotweizen tragen so interessante Namen wie Aegilops speltoides oder Triticum urartum, aus denen Emmer (Triticum diccocum) entstand. Nach ein paar weiteren Jahre hatten dann der Emmer mit Aegilops tauschii eine Affäre und geboren wurde Triticum aestivum, unser Brotweizen.
Am CIMMYT wird schon länger erfolreich dieser Paarungsweg rekonstruiert, indem die verschiedenen Arten miteinander gekreuzt werden, um sogenannte „synthetische Weizensorten“ zu entwickeln, an denen nichts synthetisch ist, ausser dass sie von Menschenhand gemacht sind. Die „Zutaten“ sind aber die gleichen wie vor 8000 Jahren in der Natur… Hier bestaunen wir die verschiedenen Arten:

Nach diesem dritten und letzten Stop gabs lunch und danach noch eine Podiumsdiskussion mit allen Wissenschaftlern, die uns vormittags ihre Forschungsgebiete vorgestellt hatten. Aus meiner Sicht war die Veranstaltung sehr gelungen. Hat auch echt Spass gemacht mit einer so gemischten Gruppe! Und den Studis hat’s wohl auch Spass gemacht, jedenfalls luden sie uns zum Abschied zu ihrer „Trade Fair“ ein, einer internationalen Kulturnacht mit kulinarischen Spezialitäten aus den Teilnehmerländern, die am folgenden Wochenende in Queretaro ca 3h nördlich von Mexico City stattfinden sollte. Nichts wie hin nach Queretaro also! Zumal die Stadt in die Kategorie der „schönen Kolonialstädte“ fällt, die ich mir sowieso noch angucken wollte.
Im Handumdrehen hatte sich eine Gruppe von 18 CIMMYT-Leuten gefunden, die sich auf das WE in Queretaro freute. Wir trafen uns also am Samstag um 10 Uhr morgens auf Mexico Citys Nordbusbahnhof und es fühlte sich verdammt wie eine Klassenfahrt an. Angenehmerweise keine Klassenlehrer dabei, unangenehmerweise auch keiner, der sich an der Organisation einer so großen Gruppe erfreute… um alle 18 in einem Bus unterzubringen, mussten wir schonmal bis 11:40 Uhr warten. In Queretaro angekommen dann die Suche nach dem Hotel, alle in Taxis, wer hat ein Handy, ok, lasst uns in Kontakt bleiben, wer teilt mit wem ein Zimmer, jeder 100 Pesos bitte, jetzt, … puh, welch ein Trubel.
Gegen halb fünf nachmittags hatten alle ein Bett und eine ungefähre Ahnung, was in der Stadt sich anzugucken lohnen würde. Wir verabredeten uns für 6 Uhr am Hotel für die, die zum Fussballspiel von Ricardos Lieblings- Fussballmannschaft (Gallos Blancos Queretaro) mitwollten. Ich brauchte erstmal ne Auszeit… direkt neben unserem „Hotel“ (das hundertpro auch studenweise vermietete!) gab’s ein sehr nettes Café mit Spaghetti auf der Speisekarte. Nicht sehr originell aber umso leckerer! Ein paar Minuten durchatmen:

Tatsächlich bin ich da gar nicht mehr weggekommen vor’m Fussball… während die Aktiven das Aquädukt betaunten,

einsame Hinterhof-Spielplätze erkundeten,

vor Aztekenkriegern posierten,

oder sich von den Kolonialbauten beeindrucken ließen,



freute ich mich über meinen Brownie mit Vanilleeis zum Nachtisch. Wozu hetzen?
Das Fussballspiel war dann sehr cool. Die Gallos sind gerade in die erste Liga aufgestiegen und hatten nun ein Freundschaftsspiel gegen eine Mannschaft aus Uruguay, die in ähnlicher Aufstiegssituation waren. Das Stadion war nicht besonders voll, wir dafür mitten im Fanblock:

Ein sehr cooles Stadion eigentlich, Natürlich wesentlich kleiner als das 100.000 fassende Aztekenstadion in Mexico City, aber dafür ist man sehr nah an den Spieler dran und kann sogar erkennen, welcher gut aussieht.

Ich hab mir gerade nochmal die Fotos von der Azteken-Stadium-Story angeguckt… sieht nicht aus als erkenne man mehr als farbige Punkte…
Irgendwie ging das Spiel jedoch viel zu schnell vorbei. Noch ein „I was here“-Gruppenfoto

und dann ab auf die IAAS-Party, die in einem sehr netten Innenstadt-Restaurant stattfand. Die Studis hatten ihre Stände mit Fahnen und Landesfarben geschmückt. Hier beispielsweise Griechenland (nur die Dame in der Mitte kam auch von dort!):

Und natürlich musste man an jedem Stand die mitgebrachten Leckereien probieren… kann mich nicht erinnern, wie viele verschiedene „sehr lecker, probier mal!“-Alkohölchen ich getestet habe. Positive Erinnerungen weckt Italien, nicht nur wegen des erträglichen Proseccos im Vergleich zu Ouzo oder dem serbischen Hardcore-Zeugs, sondern vor allem wegen von Papi gemachten Süßigkeiten (Mandelschnitten und sowas wie Nougat…hm, yammie). Die Probierrunden trugen natürlich zum Fortgang der Party sehr positiv bei:

Wie brav meine CIMMYT-Freunde dagegen wirken…


Was soll ich mehr sagen, die Nacht war kurz und so manch einer vertrug am nächsten morgen nur Milch:

Aber das Wochenende war super! Interessante Leute kennengelernt, viel Spass gehabt. Und: meine mexikanische Lieblingsmannschaft ist nun auch offiziell Queretaro! Ich trage seitdem sogar ein Bändchen ums Handgelenk, dass mir einredet „Siempre seré fiel“, ich werde immer treu sein… Ausserdem meinte Ricardo (man bemerke sein St.Pauli-Shirt am Frühstückstisch), dass Queretaro ungefähr so „nako“ sei wie St.Pauli! Deshalb haben wir auch unser Team für’s diesjährige CIMMYT-Fussballturnier „Nakos Futbol Klup“ genannt, aber dazu an anderer Stelle mehr.
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Sonntag, 16. August 2009
Baja California, die Zweite… oder: Vorsicht bei schönen Buchten!
vessip, 04:24h
Da Baja ja quasi von Wasser umgeben ist, haben wir gleich bei der nächsten Gelegnheit einen 2-tägigen Stop eingelegt, um uns von der (gar nicht mal so staubigen) Wüste zu erholen: Santa Rosalía am Mar de Cortéz. Und nicht nur Strandabhängen gab’s dort sondern auch Kultur! Herr Eiffel persönlich hat nämlich die örtliche Kirche erbaut:

Santa Rosalía hat französischen Einfluss, nicht nur durch Herrn Eiffels Kirche, sondern das ganze Stadtbild sieht recht unmexikanisch aus:

Wir hatten uns in einer kleinen Pension ausserhalb einquartiert, süßes Zimmer direct am Meer mit Küche… grandios, endlich nicht mehr „Huevos Rancheros“ zum Frühstück!! Stattdessen Obscht und Brot von der deutschen Bäckerei! Die Bäckerei war allerdings kein Stück mit der in Mexico City vergleichbar, eher so ein „Vollkorntoast“-Verschlag, aber naja, besser als Eier zum Frühstück! Und die Lage hat auch für einiges entschädigt:

Ach so, und schließlich war ja bald Weihnachten…

Die spinnen die Mexis! Obwohl das auch ein Ami gewesen sein könnte, denn die nutzen Baja California vermehrt als Altersruhesitz… Wie dem auch sei, wir waren wieder am Wasser:

Die letzten fünf Tage hatten wir uns im Club Cantamar einquartiert, einem Tauchclub etwas ausserhalb von La Paz, der Hauptstadt von Baja California Sur, direkt am Mar de Cortéz. Die Lage war mit der Nähe zum Industriehafen nicht so optimal zum Relaxen, zum Tauchen jedoch unschlagbar. Gleich am ersten Tag sind wir mit dem Boot zu einem riesigen Felsen rausgefahren, an dem Seelöwen leben, mit denen man tauchen und schnorcheln kann.

Da ich immer noch ein bisschen an einer Erkältung litt, hab ich mich mit Schnorcheln begnügt. Man sagte uns, wir sollten mindesten 5m Abstand zum Felsen halten, da es gerade Junge gäbe und mit den Seelöwen-Papas nicht zu spaßen sei. Nach etwa 10 min im Wasser ohne Sichtung eines Spielgefährten, fing ich gerade an, mich zu langweilen, als ein riesiger Seelöwe unter mir durchschwomm… puuuh, hab ich mich erschrocken…

Die Viecher sind unglaublich massig! Kurz darauf kamen dann zwei jüngere (und potentiell harmlosere) Tierchen zu mir an und wollten tatsächlich spielen.

Aber das wurd mir schnell zu viel. Gar nicht so einfach, Flossenzupfen und Maske-Anknabbern ohne Boden unter den Füßen über sich ergehen zu lassen… mir wurde mulmig, lieber zurück auf’s Boot! Helme war unterdessen mit dem Tauchlehrer in eine Höhle unter dem Felsen getaucht, in der mehrere Jungetiere mit ihnen spielten. Aber auch die waren ziemlich frech, so frech, dass Helme sie manchmal sogar von sich wegschupsen musste… Sie sind natürlich unter Wasser uns Flachlandtirolern haushoch überlegen.
Die Rückfahrt hielt dann noch ein Highlight für uns parat: eine Gruppe von ca. 20 Delfinen schwamm neben unserem Boot her. Genauer gesagt, der Bootsführer hatte gleich bei Sichtung der Delfine gebremst und ist Kreise gefahren, so dass die Delfine in der Bugwelle spielen und springen konnten, voll cool!


Abends sind wir immer die 15km nach La Paz in die Stadt zum Essen gefahren und haben 3 der 5 Abende in einem französischem Restaurant (La Bohème) gegessen, dass einfach zu lecker war, um noch irgendwas anderes auszuprobieren. Beim Strandpromenadenspaziergang sind wir auf diese Dame gestoßen:

Und am nächsten Tag hatte Helme beim Tauchen wohl die rosa-rote Brille auf…



Am vorletzten Tag haben wir dann noch eine Kayak-Tour gemacht zur Bahía La Balandra… einfach wundervoll! Obwohl die See sehr rauh war (der Guide meinte hinterher, eigentlich „zu“ rauh!) und die Paddelei entsprechend sehr anstrenged war, entschädigte die Ankunft in der traumhaften Balandra-Bucht doch für die Strapazen. Weisser Pudersand, tolle Ausblicke von den umliegenden Felsen, leider jedoch nur eine halbe Stunde Zeit zum Erkunden und Geniessen…

Für den nächsten Tag hatten wir uns deshalb vorgenommen, noch mehr Zeit an dieser Bucht, die per Auto erreichbar war, zu verbringen. Direkt am Strand zu liegen, an dem die Autos parkten (und der in Nachhinein wahrscheinlich gar nicht so übel gewesen wäre), fand ich aber doof. Und da gerade Ebbe war, hab ich Helme überredet, durch das flache Wasser zu waten, um auf die viel schönere und einsamere, gegenüberliegende Seite zu gelangen. Schwimmen konnten wir nicht, da wir ja Verpflegung und Bücher mitschleppen mussten…Idioten! Weit gekommen sind wir dann auch nicht. Mal davon abgesehen, dass das Wasser doch tiefer war als gedacht, hat mich etwa 15m vom Strand etwas so fies in den rechten Fuss gestochen, dass ich kaum weiterlaufen konnte. Da ich auch nichts sehen konnte auf dem Meeresgrund (obwohl das Wasser glasklar war!), überkam mich die Panik und ich versuchte, wieder zurück zum Auto-Strand zu humpeln. Dies ging anfangs auch noch ganz gut, doch am Strand angekommen war der Schmerz kaum mehr erträglich…
Noch schlimmer war, dass ich nicht wusste, was mich da gestochen hatte. Die Einstichstelle am rechten Aussenriß war recht klein und tief, aber blutete nur wenig. Ich dachte, vielleicht ein Krebs. Der Schmerz war jedoch so stark, das ich weder auftreten noch humpeln noch Bein hochlegen mochte. Keine Lage verschaffte Linderung, die Panik stieg. Ich hatte das Gefühl, der Schmerz stieg auch ins Bein hoch, aber zu gleich wurde das Bein irgendwie taub, alles zitterte, mir war kalt… total komisch und beängstigend.
Helmes anfängliche Taktik (ausruhen) schien nicht zu helfen und so humpelten wir zum Auto und fuhren zum nächsten Krankenhaus nach La Paz. Der Schmerz war unglaublich, jeder Tope (Straßenhuckel zur Geschwindigkeitsbegrenzung) machte sich in meinem Fuß bemerkbar. Im Krankenhaus angekommen (die Panik legte sich langsam, der Schmerz blieb unverändert) wusste man mir gleich sehr kompetent zu helfen. Rochen-Stich hieß die Diagnose. Vermutlich von einem Baby-Rochen, die in Massen in der Balandra-Bucht aufwachsen, sich aber hauptsächlich im Sand einbuddeln (und auch sandfarben getarnt sind). Bei flachem Wasser, wenn die Touris meinen, sie müssten durch’s Wasser laufen und nicht schwimmen, kommt es dann oft zu Konfrontationen, die die Rochenbabys mit einem Stich beantworten. Das Schmerzhafte sei nicht der Stich sondern das beim Stechen abgegebene Gift… urgs.
Aber wie gesagt, der Arzt war sehr kompetent. Nach je einer Ration Gegengift, Schmerzmittel und Antibiotikum über einen Tropf konnte er die Wunde reinigen, ohne dass ich auch nur einen Pieps gesagt hätte. Noch 2 Stunden ausruhen, ein paar Drogen in der Apotheke mitnehmen und schon war ich wieder halbwegs auf dem Damm…

Zur “Belohnung” hat Helme mich danach in eine sehr nettes Hotel gefahren, dierekt am Pazifik gelegen.
Und dank meiner Drogen konnte ich das sogar genießen. Am nächsten Morgen wurden wir mit einen wundervollen Sonnenaufgang geweckt


Zum Glück ist dieser “Unfall” erst 3 Tage vor Abschluß unseres Baja-Urlaubs passiert! Die Wunde hatte sich zwar dummerweise ziemlich entzündet, so dass auch der CIMMYT-Arzt noch bis Ende Januar damit beschäftigt war, aber jetzt sieht man nichts mehr. Ich werde jedenfalls in traumhaften Buchten nur noch schwimmen… wer braucht schon Bücher am weißen Puderzuckerstrand??

Santa Rosalía hat französischen Einfluss, nicht nur durch Herrn Eiffels Kirche, sondern das ganze Stadtbild sieht recht unmexikanisch aus:

Wir hatten uns in einer kleinen Pension ausserhalb einquartiert, süßes Zimmer direct am Meer mit Küche… grandios, endlich nicht mehr „Huevos Rancheros“ zum Frühstück!! Stattdessen Obscht und Brot von der deutschen Bäckerei! Die Bäckerei war allerdings kein Stück mit der in Mexico City vergleichbar, eher so ein „Vollkorntoast“-Verschlag, aber naja, besser als Eier zum Frühstück! Und die Lage hat auch für einiges entschädigt:

Ach so, und schließlich war ja bald Weihnachten…

Die spinnen die Mexis! Obwohl das auch ein Ami gewesen sein könnte, denn die nutzen Baja California vermehrt als Altersruhesitz… Wie dem auch sei, wir waren wieder am Wasser:

Die letzten fünf Tage hatten wir uns im Club Cantamar einquartiert, einem Tauchclub etwas ausserhalb von La Paz, der Hauptstadt von Baja California Sur, direkt am Mar de Cortéz. Die Lage war mit der Nähe zum Industriehafen nicht so optimal zum Relaxen, zum Tauchen jedoch unschlagbar. Gleich am ersten Tag sind wir mit dem Boot zu einem riesigen Felsen rausgefahren, an dem Seelöwen leben, mit denen man tauchen und schnorcheln kann.

Da ich immer noch ein bisschen an einer Erkältung litt, hab ich mich mit Schnorcheln begnügt. Man sagte uns, wir sollten mindesten 5m Abstand zum Felsen halten, da es gerade Junge gäbe und mit den Seelöwen-Papas nicht zu spaßen sei. Nach etwa 10 min im Wasser ohne Sichtung eines Spielgefährten, fing ich gerade an, mich zu langweilen, als ein riesiger Seelöwe unter mir durchschwomm… puuuh, hab ich mich erschrocken…

Die Viecher sind unglaublich massig! Kurz darauf kamen dann zwei jüngere (und potentiell harmlosere) Tierchen zu mir an und wollten tatsächlich spielen.

Aber das wurd mir schnell zu viel. Gar nicht so einfach, Flossenzupfen und Maske-Anknabbern ohne Boden unter den Füßen über sich ergehen zu lassen… mir wurde mulmig, lieber zurück auf’s Boot! Helme war unterdessen mit dem Tauchlehrer in eine Höhle unter dem Felsen getaucht, in der mehrere Jungetiere mit ihnen spielten. Aber auch die waren ziemlich frech, so frech, dass Helme sie manchmal sogar von sich wegschupsen musste… Sie sind natürlich unter Wasser uns Flachlandtirolern haushoch überlegen.
Die Rückfahrt hielt dann noch ein Highlight für uns parat: eine Gruppe von ca. 20 Delfinen schwamm neben unserem Boot her. Genauer gesagt, der Bootsführer hatte gleich bei Sichtung der Delfine gebremst und ist Kreise gefahren, so dass die Delfine in der Bugwelle spielen und springen konnten, voll cool!


Abends sind wir immer die 15km nach La Paz in die Stadt zum Essen gefahren und haben 3 der 5 Abende in einem französischem Restaurant (La Bohème) gegessen, dass einfach zu lecker war, um noch irgendwas anderes auszuprobieren. Beim Strandpromenadenspaziergang sind wir auf diese Dame gestoßen:

Und am nächsten Tag hatte Helme beim Tauchen wohl die rosa-rote Brille auf…



Am vorletzten Tag haben wir dann noch eine Kayak-Tour gemacht zur Bahía La Balandra… einfach wundervoll! Obwohl die See sehr rauh war (der Guide meinte hinterher, eigentlich „zu“ rauh!) und die Paddelei entsprechend sehr anstrenged war, entschädigte die Ankunft in der traumhaften Balandra-Bucht doch für die Strapazen. Weisser Pudersand, tolle Ausblicke von den umliegenden Felsen, leider jedoch nur eine halbe Stunde Zeit zum Erkunden und Geniessen…

Für den nächsten Tag hatten wir uns deshalb vorgenommen, noch mehr Zeit an dieser Bucht, die per Auto erreichbar war, zu verbringen. Direkt am Strand zu liegen, an dem die Autos parkten (und der in Nachhinein wahrscheinlich gar nicht so übel gewesen wäre), fand ich aber doof. Und da gerade Ebbe war, hab ich Helme überredet, durch das flache Wasser zu waten, um auf die viel schönere und einsamere, gegenüberliegende Seite zu gelangen. Schwimmen konnten wir nicht, da wir ja Verpflegung und Bücher mitschleppen mussten…Idioten! Weit gekommen sind wir dann auch nicht. Mal davon abgesehen, dass das Wasser doch tiefer war als gedacht, hat mich etwa 15m vom Strand etwas so fies in den rechten Fuss gestochen, dass ich kaum weiterlaufen konnte. Da ich auch nichts sehen konnte auf dem Meeresgrund (obwohl das Wasser glasklar war!), überkam mich die Panik und ich versuchte, wieder zurück zum Auto-Strand zu humpeln. Dies ging anfangs auch noch ganz gut, doch am Strand angekommen war der Schmerz kaum mehr erträglich…
Noch schlimmer war, dass ich nicht wusste, was mich da gestochen hatte. Die Einstichstelle am rechten Aussenriß war recht klein und tief, aber blutete nur wenig. Ich dachte, vielleicht ein Krebs. Der Schmerz war jedoch so stark, das ich weder auftreten noch humpeln noch Bein hochlegen mochte. Keine Lage verschaffte Linderung, die Panik stieg. Ich hatte das Gefühl, der Schmerz stieg auch ins Bein hoch, aber zu gleich wurde das Bein irgendwie taub, alles zitterte, mir war kalt… total komisch und beängstigend.
Helmes anfängliche Taktik (ausruhen) schien nicht zu helfen und so humpelten wir zum Auto und fuhren zum nächsten Krankenhaus nach La Paz. Der Schmerz war unglaublich, jeder Tope (Straßenhuckel zur Geschwindigkeitsbegrenzung) machte sich in meinem Fuß bemerkbar. Im Krankenhaus angekommen (die Panik legte sich langsam, der Schmerz blieb unverändert) wusste man mir gleich sehr kompetent zu helfen. Rochen-Stich hieß die Diagnose. Vermutlich von einem Baby-Rochen, die in Massen in der Balandra-Bucht aufwachsen, sich aber hauptsächlich im Sand einbuddeln (und auch sandfarben getarnt sind). Bei flachem Wasser, wenn die Touris meinen, sie müssten durch’s Wasser laufen und nicht schwimmen, kommt es dann oft zu Konfrontationen, die die Rochenbabys mit einem Stich beantworten. Das Schmerzhafte sei nicht der Stich sondern das beim Stechen abgegebene Gift… urgs.
Aber wie gesagt, der Arzt war sehr kompetent. Nach je einer Ration Gegengift, Schmerzmittel und Antibiotikum über einen Tropf konnte er die Wunde reinigen, ohne dass ich auch nur einen Pieps gesagt hätte. Noch 2 Stunden ausruhen, ein paar Drogen in der Apotheke mitnehmen und schon war ich wieder halbwegs auf dem Damm…

Zur “Belohnung” hat Helme mich danach in eine sehr nettes Hotel gefahren, dierekt am Pazifik gelegen.

Und dank meiner Drogen konnte ich das sogar genießen. Am nächsten Morgen wurden wir mit einen wundervollen Sonnenaufgang geweckt


Zum Glück ist dieser “Unfall” erst 3 Tage vor Abschluß unseres Baja-Urlaubs passiert! Die Wunde hatte sich zwar dummerweise ziemlich entzündet, so dass auch der CIMMYT-Arzt noch bis Ende Januar damit beschäftigt war, aber jetzt sieht man nichts mehr. Ich werde jedenfalls in traumhaften Buchten nur noch schwimmen… wer braucht schon Bücher am weißen Puderzuckerstrand??
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Ich bin dann mal wieder da…
vessip, 03:20h
Ich seh gerade, dass der Schlusssatz der letzten Ausgabe eine Vorwarnung zur kommenden Berichterstattung über meine Arbeit hier am CIMMYT enthielt… Entwarnung, ich glaube, ein bisschen mehr über Land und Leute schadet nicht, oder?
Ja, ich weiss, lang, lang ist’s her, dass der letzte Beitrag erschien. Irgendwie war mir nach dem vorletzten Deutschlandbesuch gar nicht mehr so nach Schreiben. Ausserdem gab’s auch viel zu viel zu tun als dass man die Abende noch unbedingt vor’m Computer verbringen musste… aber ihr habt ja recht, noch ist’s nicht vorbei, und ja, die letzten Monate ist doch noch einiges wieder passiert. Da ich das wohl nicht mehr chronologisch auf die Reihe bekomme, werd ich hier so nach und nach noch ein paar Highlights bringen.
Irgendwie scheinen die zwei Jahre im Flug vergangen zu sein. Mittlerweile sind wir in der Blütezeit meiner vierten und letzten Saison. Ich war zweimal in Deutschland (und komme im September nochmal wieder kurz auf Durchreise), durfte zum jährlichen Maisprogramm-Meeting nach Zimbabwe mit und bin unzählige Male zwischen El Batan und den Versuchsstationen hin- und hergereist. Nach einer anfänglichen super Stimmung mit Jana, Marlen und Co, die ja auch bei mir gewohnt haben, flaute diese mit der Abreise von Norbert, Jenny und Luis deutlich ab und der Alltag konzentrierte sich immer mehr auf Arbeit. Aber zum Glück kommt am CIMMYT ja immer Frischfleisch nach. Mittlerweile sind wir wieder eine so tolle Truppe, dass wir Wochenendtrips mit bis zu 30 Leuten vom CIMMYT unternehmen!! Aber dazu und zu unserem Herz und Blut, Nakos Futbol Klup, später mehr. Erstmal will ich euch noch kurz ein paar Fotos von Baja California zeigen, die Halbinsel südlich von USA-Kalifornien, die Helme und ich zu Weihnachten letztes Jahr erkundet haben.
Wir hatten den Urlaub diesmal ganz geschickt geplant und sind 2 Wochen vor Weihnachten losgefahren. Die Erfahrung der Ami-bevölkerten Urlaubsgebiete zwischen Weihnachten und Sylvester letztes Jahr in der Karibik sollte definitiv nicht wiederholt werden. Mit dem Flieger ging’s also nach Los Cabos am Südzipfel der Halbinsel und von dort mit dem Bus direkt nach Todos Santos, einem verschlafenen Nest, dessen einzige Attraktion das Hotel „Posada La Poza“ ist. Dort hatten wir uns 3 Nächte einquartiert, um nach der stressigen Aussaat etwas zur Ruhe zu kommen. Das Ambiente war sehr gemütlich:

Direkt an einer Frischwasserlagune gelegen, ein paar Ruderschläge dahinter der Pazifik:

Von einem Schweizer-Tschechichem Ehepaar geführt, konnte ich meiner mittlerweile gegen Chilli allergischen Zunge ein paar europäische Gaumenfreuden bereiten: Mousse au Chocolat…hmmmm

Viel gelesen haben wir (ich hab in dem Urlaub drei ganze Bücher geschafft, inklusive Harry Potter Band 1 auf Spanish…)! Und vor allem die ersten Tage wurden ganz und gar der Erholung gewidmet, z.B. mit Whirlpool

und Schwimmtraining für Helme, der trotz so vielen Hilfen noch unterging…

Da Erholung ja auch irgendwann langweilig werden kann (wirklich??), haben wir uns danach ein Auto gemietet (Nissan Tsuru, in Erinnerung an den neuseeländischen Mitsubishi Lancer!) und sind nach Norden aufgebrochen. Eins vorweg: Baja California ist länger als die Karte einem vorgaukelt! Eigentlich wollten wir ja nur ein bisschen auf dem südlichen Teil rumjuckeln, Strand, Sonne, Tauchen, Lesen und so. Aber dann hat man uns die Cataviña-Wüste empfohlen. Zwar eine Tagesreise gen Norden entfernt, aber soooo schön. Ein botanischer Garten voller Kakteen… hm, na gut, also auf gen Norden.
Und es war tatsächlich wunderschön, aber auch sehr lange im Auto – vor allem, da unser Radio nicht ging!! Die Landschaft ist jedoch beeindruckend. Generell recht trocken, war ja Trockenzeit, aber in der Ferne immer Berge, ab und an ein Blick auf Buchten, immer wieder ein Kaktus, bis sie irgenwann die Landschaft dominieren. Hier ein paar Eindrücke:



Inmitten dieser Bucht standen Camper!

Und an den Klippen Kakteen in Reih und Glied:

Dann wieder ins Auto, weiter gen Norden …

Und mehr Berge und Kakteen, wenn auch noch mehr Gebüsch als Kakteen:

Und wartende Geier… Reservesprit dabei??

Dann irgendwann die Prachtstücke:








Diese Vielfalt ist wirklich beeindruckend!
Nach einem Tag in der „Wüste“ hat’s uns dann aber doch wieder zu den Oasen gezogen… also zurück auf die Straße:

Der Plan war, auf Walbeobachtungstour zu gehen, denn rund um Baja California bringen die Grauwale ihre Jungen zur Welt zwischen Dezember und Februar, bevor es dann wieder zum Großwerden nach Alaka geht. Leider hatte die wale watching Saison noch nicht begonnen, aber wir sind trotzdem mal an die entsprechende Bucht gefahren. Der Weg dorthin führt durch ein Salzabbaugebiet, was die Ungebung wie Schnee aussehen ließ:


Und dann endlich, doch noch Wale gesichtet:

Jetzt konnten wir es nicht mehr abwarten… zurück ans Wasser!!
Ja, ich weiss, lang, lang ist’s her, dass der letzte Beitrag erschien. Irgendwie war mir nach dem vorletzten Deutschlandbesuch gar nicht mehr so nach Schreiben. Ausserdem gab’s auch viel zu viel zu tun als dass man die Abende noch unbedingt vor’m Computer verbringen musste… aber ihr habt ja recht, noch ist’s nicht vorbei, und ja, die letzten Monate ist doch noch einiges wieder passiert. Da ich das wohl nicht mehr chronologisch auf die Reihe bekomme, werd ich hier so nach und nach noch ein paar Highlights bringen.
Irgendwie scheinen die zwei Jahre im Flug vergangen zu sein. Mittlerweile sind wir in der Blütezeit meiner vierten und letzten Saison. Ich war zweimal in Deutschland (und komme im September nochmal wieder kurz auf Durchreise), durfte zum jährlichen Maisprogramm-Meeting nach Zimbabwe mit und bin unzählige Male zwischen El Batan und den Versuchsstationen hin- und hergereist. Nach einer anfänglichen super Stimmung mit Jana, Marlen und Co, die ja auch bei mir gewohnt haben, flaute diese mit der Abreise von Norbert, Jenny und Luis deutlich ab und der Alltag konzentrierte sich immer mehr auf Arbeit. Aber zum Glück kommt am CIMMYT ja immer Frischfleisch nach. Mittlerweile sind wir wieder eine so tolle Truppe, dass wir Wochenendtrips mit bis zu 30 Leuten vom CIMMYT unternehmen!! Aber dazu und zu unserem Herz und Blut, Nakos Futbol Klup, später mehr. Erstmal will ich euch noch kurz ein paar Fotos von Baja California zeigen, die Halbinsel südlich von USA-Kalifornien, die Helme und ich zu Weihnachten letztes Jahr erkundet haben.
Wir hatten den Urlaub diesmal ganz geschickt geplant und sind 2 Wochen vor Weihnachten losgefahren. Die Erfahrung der Ami-bevölkerten Urlaubsgebiete zwischen Weihnachten und Sylvester letztes Jahr in der Karibik sollte definitiv nicht wiederholt werden. Mit dem Flieger ging’s also nach Los Cabos am Südzipfel der Halbinsel und von dort mit dem Bus direkt nach Todos Santos, einem verschlafenen Nest, dessen einzige Attraktion das Hotel „Posada La Poza“ ist. Dort hatten wir uns 3 Nächte einquartiert, um nach der stressigen Aussaat etwas zur Ruhe zu kommen. Das Ambiente war sehr gemütlich:

Direkt an einer Frischwasserlagune gelegen, ein paar Ruderschläge dahinter der Pazifik:

Von einem Schweizer-Tschechichem Ehepaar geführt, konnte ich meiner mittlerweile gegen Chilli allergischen Zunge ein paar europäische Gaumenfreuden bereiten: Mousse au Chocolat…hmmmm

Viel gelesen haben wir (ich hab in dem Urlaub drei ganze Bücher geschafft, inklusive Harry Potter Band 1 auf Spanish…)! Und vor allem die ersten Tage wurden ganz und gar der Erholung gewidmet, z.B. mit Whirlpool

und Schwimmtraining für Helme, der trotz so vielen Hilfen noch unterging…

Da Erholung ja auch irgendwann langweilig werden kann (wirklich??), haben wir uns danach ein Auto gemietet (Nissan Tsuru, in Erinnerung an den neuseeländischen Mitsubishi Lancer!) und sind nach Norden aufgebrochen. Eins vorweg: Baja California ist länger als die Karte einem vorgaukelt! Eigentlich wollten wir ja nur ein bisschen auf dem südlichen Teil rumjuckeln, Strand, Sonne, Tauchen, Lesen und so. Aber dann hat man uns die Cataviña-Wüste empfohlen. Zwar eine Tagesreise gen Norden entfernt, aber soooo schön. Ein botanischer Garten voller Kakteen… hm, na gut, also auf gen Norden.
Und es war tatsächlich wunderschön, aber auch sehr lange im Auto – vor allem, da unser Radio nicht ging!! Die Landschaft ist jedoch beeindruckend. Generell recht trocken, war ja Trockenzeit, aber in der Ferne immer Berge, ab und an ein Blick auf Buchten, immer wieder ein Kaktus, bis sie irgenwann die Landschaft dominieren. Hier ein paar Eindrücke:



Inmitten dieser Bucht standen Camper!

Und an den Klippen Kakteen in Reih und Glied:

Dann wieder ins Auto, weiter gen Norden …

Und mehr Berge und Kakteen, wenn auch noch mehr Gebüsch als Kakteen:

Und wartende Geier… Reservesprit dabei??

Dann irgendwann die Prachtstücke:








Diese Vielfalt ist wirklich beeindruckend!
Nach einem Tag in der „Wüste“ hat’s uns dann aber doch wieder zu den Oasen gezogen… also zurück auf die Straße:

Der Plan war, auf Walbeobachtungstour zu gehen, denn rund um Baja California bringen die Grauwale ihre Jungen zur Welt zwischen Dezember und Februar, bevor es dann wieder zum Großwerden nach Alaka geht. Leider hatte die wale watching Saison noch nicht begonnen, aber wir sind trotzdem mal an die entsprechende Bucht gefahren. Der Weg dorthin führt durch ein Salzabbaugebiet, was die Ungebung wie Schnee aussehen ließ:


Und dann endlich, doch noch Wale gesichtet:

Jetzt konnten wir es nicht mehr abwarten… zurück ans Wasser!!
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Montag, 20. Oktober 2008
Und zurück, Marsch, Marsch!
vessip, 08:37h
Nach fantastischen 5 Wochen in Alemania, hat mich nun doch ein Flieger (ich getraue mich nicht, „Ein Airbus“ zu sagen, kann mich nämlich an nix erinnern und so manch einer unter euch könnte erkennen, von wem dieser Flügel stammt…) wieder von Hamburg

nach Mexico City


zurück gebracht. In Paris fast den Anschluss verpasst, in Mexico einen Koffer vermissend (der mit der ganzen RitterSport drin… ist aber mittlerweile angekommen!), wurde ich in meiner WG gebührend empfangen: Ariane wollte/sollte am nächsten Tag abreisen, und so wurde spontan eine welcome & farewell Party geschmissen. War sehr schön, nach dem Abschied von euch in Hamburg, hier gleich wieder von Freunden begrüßt zu werden.
Seitdem ist wieder alles beim Alten. Etwas bunter vielleicht, denn am 16. September wurde in Mexico der Unabhängigkeitstag gefeiert und dazu alles aufwendig geschmückt, zum Beispiel die Hauptstraße unseres Dorfes.

Naja, und so ganz Abschied von zu Hause war es ja dann eben auch doch nicht, denn schon 4 Tage nach mir sind Britti und Jens gelandet! Honeymoon, oder „luna de miel“, wie man im Spanischen sagt. Warum heißt es eigentlich bei uns nicht Honigmond???
Wie auch immer. Gleich nach der Ankunft hab ich Britti und Jens auf die Überraschungs-Geburtstagsparty von Kate mitgeschleppt. Am Tag drauf, nach ausgiebigem Frühstück auf der Terrasse bei Sonnenschein (hier scheint tatsächlich jeden Tag die Sonne, ich glaub das hab ich echt vermisst…), haben wir uns dann unters Studentenvolk gemischt. An der nahegelegenen Uni von Chapingo (eine Agrar-Uni wie Hohenheim, die WiWis mögen mir diesen Ausdruck verzeihen) lief die alljährliche Kulturmesse. Mit Essen, Tanz, Musik und Kunsthandwerk aus allen Teilen Mexicos. Es folgten einige erste Male:
Das erste Mal Kleinbus fahren mit Jesus

Außerdem das erste Mal von der Straße essen (naja, also von so Ständen, die die Studenten organisiert hatten): Quesadillas und Burritos.

Das erste Mal den Biertanz sehen (da tanzen die Damen im Trachtenkostüm und balancieren eine gefüllte Bierflasche auf dem Kopf… kannte ich auch noch nicht!).

Wichtiger sind hier aber auch eigentlich die mega-Boxen, die auf keiner Party fehlen dürfen (unser Nachbar in La Puri hat das gestern Abend wieder einmal eindrucksvoll bewiesen…)
Und das erste Mal getrocknete Heuschrecken essen (schmecken einfach nur nach Salz und Limone oder Knobi, je nachdem welche Geschmacksrichtung man kauft…):

Und abends dann gleich wieder auf ne Party: ein feierfreudiges Völkchen, diese CIMMYT-Familie! Diesmal mit Lifemusik von Mike und Gemma:

Dann sind Britti und Jens eine Woche in den Norden Mexicos gefahren, und haben unter anderem die Zugfahrt durch die Canyonlandschaft gemacht, die schon Helme und mir letzten Mai so gut gefiel. Zur gleichen Zeit stand ich in Agua Fria auf’m Acker – Ernte. Und schon kurz darauf kamen nicht nur Britti und Jens wieder in La Puri an, sondern auch Thilo aus Hohenheim! Zusammen sind wir dann über’s Wochenende in die ehemalige Silberbergbaustadt Taxco, etwas südlich von Mexico City, gefahren.
Taxco ist mit seinen 90 000 Einwohner gar nicht mal so klein, wie man schon vom Aussichtspunkt bei der Ankunft sieht:

In Serpentinen sich den Berg hochschlängelnd, immerhin noch auf 1800 m (also auch klimatisch sehr angenehm), durchzogen von engen, steilen Gassen und Gebäuden im Kolonialstil, wird man bei einem Besuch Taxcos zwei Dinge auf keinen Fall übersehen: Silberschmuckläden und Käfertaxis.

Auch wenn die Silberminen längst fast erschöpft sind, als Haupteinnahmequellen der Stadt gelten der Verkauf von Silberschmuck sowie Tourismus. Entsprechend wird man auch an jeder Ecke in einen glänzenden Shop geleitet, kaum fähig zwischen einem und dem nächsten zu unterscheiden, überall natürlich „buen precio para ti, amigo“. Allerdings fand ich die Atmosphäre nicht unangenehm, eher ein buntes Treiben, dass einen jedoch allzu schnell überwältigt, so dass man trotz anscheinend vernüftiger Preise kaum zu entscheiden vermag, welches Stück nun gefällt.
Auch gut verlaufen kann man sich in Taxco. Irgendwie sieht alles gleich aus, die Straßen eng, die Schilder sagen alle „Plata“ (= Silber), Straßen- oder Richtungsschilder hingegen eher Mangelware. Orientieren kann man sich jedoch immer an der Kirche Santa Prisca, die direkt am Zócalo gelegen über der Stadt thront. Über ihr allerdings – wie sollte es anders sein – wacht Jesus in Stein gemeißelt vom Gipfel. Hier der Blick von unserem Bungalow:

So sind wir dann immer im Käfer-Taxi in die Stadt gefahren, was anderes passt durch diese engen Gassen und vor allen die noch engeren Kurven wohl auch kaum durch. Zu viert im Taxi ist allerdings gar nicht so einfach, vor allem nicht für Langnasen. Thilo hat sich freiwillig zum Beifahren bereit erklärt, was ihm sofort den Spitznamen „Schwabenhocker“ einbrachte, denn für Beifahrer gibt es keinen Sitz!

Wahrscheinlich damit mehr Gepäck rein passt, wer weiss. Wir anderen dann auf die Rückbank (tatsächlich mit Sitzbank, aber auch nicht mehr Platz, „Kopf einziehen!“):

Tja, und nun sind sie auch schon alle wieder weg, und ich wieder alleine… schnief. Gibt aber auch genug zu tun. Und bald ist ja auch schon wieder Weihnachten, Helme hat schon gebucht…
Vorher will ich es aber auch jeden Fall schaffen, euch mal wieder ein bisschen mehr über meine Arbeit zu schreiben – in Aussaat und Blüte seid ihr ja jetzt schon Experten, da werden wir nun das Niveau mal ein bisschen anziehen und in der nächsten Ausgabe von der Doppelhaploiden-Technik berichten, wegen der ich ja eigentlich in Mexico bin… bis bald!

nach Mexico City


zurück gebracht. In Paris fast den Anschluss verpasst, in Mexico einen Koffer vermissend (der mit der ganzen RitterSport drin… ist aber mittlerweile angekommen!), wurde ich in meiner WG gebührend empfangen: Ariane wollte/sollte am nächsten Tag abreisen, und so wurde spontan eine welcome & farewell Party geschmissen. War sehr schön, nach dem Abschied von euch in Hamburg, hier gleich wieder von Freunden begrüßt zu werden.
Seitdem ist wieder alles beim Alten. Etwas bunter vielleicht, denn am 16. September wurde in Mexico der Unabhängigkeitstag gefeiert und dazu alles aufwendig geschmückt, zum Beispiel die Hauptstraße unseres Dorfes.

Naja, und so ganz Abschied von zu Hause war es ja dann eben auch doch nicht, denn schon 4 Tage nach mir sind Britti und Jens gelandet! Honeymoon, oder „luna de miel“, wie man im Spanischen sagt. Warum heißt es eigentlich bei uns nicht Honigmond???
Wie auch immer. Gleich nach der Ankunft hab ich Britti und Jens auf die Überraschungs-Geburtstagsparty von Kate mitgeschleppt. Am Tag drauf, nach ausgiebigem Frühstück auf der Terrasse bei Sonnenschein (hier scheint tatsächlich jeden Tag die Sonne, ich glaub das hab ich echt vermisst…), haben wir uns dann unters Studentenvolk gemischt. An der nahegelegenen Uni von Chapingo (eine Agrar-Uni wie Hohenheim, die WiWis mögen mir diesen Ausdruck verzeihen) lief die alljährliche Kulturmesse. Mit Essen, Tanz, Musik und Kunsthandwerk aus allen Teilen Mexicos. Es folgten einige erste Male:
Das erste Mal Kleinbus fahren mit Jesus

Außerdem das erste Mal von der Straße essen (naja, also von so Ständen, die die Studenten organisiert hatten): Quesadillas und Burritos.

Das erste Mal den Biertanz sehen (da tanzen die Damen im Trachtenkostüm und balancieren eine gefüllte Bierflasche auf dem Kopf… kannte ich auch noch nicht!).

Wichtiger sind hier aber auch eigentlich die mega-Boxen, die auf keiner Party fehlen dürfen (unser Nachbar in La Puri hat das gestern Abend wieder einmal eindrucksvoll bewiesen…)
Und das erste Mal getrocknete Heuschrecken essen (schmecken einfach nur nach Salz und Limone oder Knobi, je nachdem welche Geschmacksrichtung man kauft…):

Und abends dann gleich wieder auf ne Party: ein feierfreudiges Völkchen, diese CIMMYT-Familie! Diesmal mit Lifemusik von Mike und Gemma:

Dann sind Britti und Jens eine Woche in den Norden Mexicos gefahren, und haben unter anderem die Zugfahrt durch die Canyonlandschaft gemacht, die schon Helme und mir letzten Mai so gut gefiel. Zur gleichen Zeit stand ich in Agua Fria auf’m Acker – Ernte. Und schon kurz darauf kamen nicht nur Britti und Jens wieder in La Puri an, sondern auch Thilo aus Hohenheim! Zusammen sind wir dann über’s Wochenende in die ehemalige Silberbergbaustadt Taxco, etwas südlich von Mexico City, gefahren.
Taxco ist mit seinen 90 000 Einwohner gar nicht mal so klein, wie man schon vom Aussichtspunkt bei der Ankunft sieht:

In Serpentinen sich den Berg hochschlängelnd, immerhin noch auf 1800 m (also auch klimatisch sehr angenehm), durchzogen von engen, steilen Gassen und Gebäuden im Kolonialstil, wird man bei einem Besuch Taxcos zwei Dinge auf keinen Fall übersehen: Silberschmuckläden und Käfertaxis.

Auch wenn die Silberminen längst fast erschöpft sind, als Haupteinnahmequellen der Stadt gelten der Verkauf von Silberschmuck sowie Tourismus. Entsprechend wird man auch an jeder Ecke in einen glänzenden Shop geleitet, kaum fähig zwischen einem und dem nächsten zu unterscheiden, überall natürlich „buen precio para ti, amigo“. Allerdings fand ich die Atmosphäre nicht unangenehm, eher ein buntes Treiben, dass einen jedoch allzu schnell überwältigt, so dass man trotz anscheinend vernüftiger Preise kaum zu entscheiden vermag, welches Stück nun gefällt.
Auch gut verlaufen kann man sich in Taxco. Irgendwie sieht alles gleich aus, die Straßen eng, die Schilder sagen alle „Plata“ (= Silber), Straßen- oder Richtungsschilder hingegen eher Mangelware. Orientieren kann man sich jedoch immer an der Kirche Santa Prisca, die direkt am Zócalo gelegen über der Stadt thront. Über ihr allerdings – wie sollte es anders sein – wacht Jesus in Stein gemeißelt vom Gipfel. Hier der Blick von unserem Bungalow:

So sind wir dann immer im Käfer-Taxi in die Stadt gefahren, was anderes passt durch diese engen Gassen und vor allen die noch engeren Kurven wohl auch kaum durch. Zu viert im Taxi ist allerdings gar nicht so einfach, vor allem nicht für Langnasen. Thilo hat sich freiwillig zum Beifahren bereit erklärt, was ihm sofort den Spitznamen „Schwabenhocker“ einbrachte, denn für Beifahrer gibt es keinen Sitz!

Wahrscheinlich damit mehr Gepäck rein passt, wer weiss. Wir anderen dann auf die Rückbank (tatsächlich mit Sitzbank, aber auch nicht mehr Platz, „Kopf einziehen!“):

Tja, und nun sind sie auch schon alle wieder weg, und ich wieder alleine… schnief. Gibt aber auch genug zu tun. Und bald ist ja auch schon wieder Weihnachten, Helme hat schon gebucht…
Vorher will ich es aber auch jeden Fall schaffen, euch mal wieder ein bisschen mehr über meine Arbeit zu schreiben – in Aussaat und Blüte seid ihr ja jetzt schon Experten, da werden wir nun das Niveau mal ein bisschen anziehen und in der nächsten Ausgabe von der Doppelhaploiden-Technik berichten, wegen der ich ja eigentlich in Mexico bin… bis bald!
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Montag, 30. Juni 2008
EM-Finale im Nibelungengarten in Mexico City
vessip, 07:08h
Finaaale, ohoh, Finaaale, ohohohoh! Hat dann leider doch nicht sein sollen... aber Spanien kann man’s wenigstens gönnen (Holland oder Italien wären ja ein Alptraum gewesen!).
Auch im fernen Mexiko schlug das Fußballerherz höher in den letzten Wochen. Das mexikanische Fernsehen hat tatsächlich jedes Spiel der EM übertragen! Und wir waren bestens ausgestattet mit Fanartikeln: Faber Castell „Fan-Sticker“, Hawaii-Ketten und Luftschlangen in Deutschlandfarben, sowie Deutschland-Perücken von Schlecker. Angefangen hat eigentlich alles mit unserer letzten Hausparty, die wir anlässlich Helmes Geburtstag als Kostümparty am 14. Juni veranstaltet haben. Da das Motto war „Where I come from“, hatte ich Helme schon im Vorfeld aufgetragen, haufenweise Deutschlandkrams mitzubringen.
Davon wurde dann auch zur Party schon ordentlich Gebrauch gemacht, hier Gerlinde und Norbert:

Ich bin als Kapitän gegangen, mit weißer Hose, blau gestreifter Bluse, Pfeife und echter Kapitänsmütze! Leider gibt es von mir nur Fotos zusammen mit Helme (der als meine Hamburger Bordsteinschwalbe eine super Figur gemacht hat) und die sollen aus mir unergründlichen Gründen (huch, doppeltgemoppelt...) nicht veröffentlicht werden. Ich kann euch aber mein Tattoo zeigen:

Weitere Kostüm-Highlights waren Mistica (Allison) und ihr U.S.-syrianischer Schäfer Tom

Luis und Jenny als peruanischer Fußball- und kanadischer Hockeyspieler

Und Ricardo als mexikanische Saufnase

Für diese Party hatte Norbert vorher alle in einer Broschüre der deutschen Botschaft aufgelisteten, deutschen Restaurants, Schlachtereien und Bäckereien in Mexico City abgeklappert. So konnten wir mit Bratwurst, Laugenbrezeln und Schöfferhofer aufwarten... kam gut an! Die 6 Kilo Bratwurst waren aber dann für den einen Abend doch zuviel (zumal Julian, ein Argentinier, noch sein berühmtes New York Ribeye auf den Grill geworfen hatte), so dass uns ein Lockmittel blieb, das Team auf Deutschland einzuschwören.
In Helmuts letzter Woche hier hatten sich Jenny, Luis und Allison spontan zum Grillen eingeladen, und wir haben deutsche Fußball-Lieder geübt
(der Fotograf muss zuviel Schöfferhofer genossen haben...) und schon mal jeden mit seiner Hawaii-Kette ausgestattet

(ein kleines Übel wenn man als Gegenwert leckere deutsche Bratwurst bekommt...).
Da die Spiele ja bei uns nachmittags liefen (entweder 11 oder 13:45 Uhr), haben wir sie meistens am CIMMYT bei einem der dort Wohnenden geguckt, quasi als verspätete und verlängerte Mittagspause. Allerdings auch nur die deutschen Spiele. Über so grandiose Neuigkeiten wie das Ausscheiden der Holländer oder Italiener konnten wir uns leider nur über Spiegel oder Kicker online informieren. Aber reicht ja auch, wer will schon Holländer heulen sehen...
Zum Finale musste allerdings noch mal eine große Location her und so sind wir mit 15 Mann (inklusive einiger Spanier bzw. Spanien-Fans) nach Mexico City in den „Nibelungengarten“ gefahren, auch eine Adresse aus der Broschüre der deutschen Botschaft. Draußen steht dran „Restaurante Aleman“, drinnen nennt man sich Nibelungengarten und serviert Schweinebraten mit Knödel, Currywurst mit Pommes oder Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelmus (oder „–pürree“, aber wo ich herkomm’ da heißt das Mus!).
Allison und ich vor Deutschlandkarte, mit Deutschlandoutfit und leckerer Bratwurst mit Rotkohl, Bratensoße und Kartoffelmus...hmmm

Natürlich gab’s auch wieder Weizenbier (cerveza de trigo) für Norbert, Luis, Jenny und Luis:

Wir hatten glücklicherweise reserviert, der Laden war bombenvoll. Wir saßen auf Bierbankgarnituren unter Sonnenschirmen mit Deutschland-Luftballons. Es waren mehrere Ballacks im Raum, außerdem Phillip Lahm und Thorsten Frings. Einer hatte sogar das Trikot von der WM 1990 an!

Die Spanier waren natürlich ein bisschen nervig. Vor allem nach ihrem Tor wurde es deutlich zu laut, um sich noch vernünftig auf die eigene Taktik konzentrieren zu können (Olé, olé, olé, olé), da sach ich nur „ihr könnt nach Hause gehn, ihr könnt nach Hause gehn, ihr könnt, ihr könnt, ihr könnt nach Hause gehn!“... naja, der Ausgang ist bekannt, wir waren dann diejenigen, die nicht mehr all zu lange geblieben sind...schnief. Allerdings nicht, ohne vorher noch in der an den Nibelungengarten angegliederten Bäckerei vorbeizuschauen!
Alles was das deutsche Herz begehrt: Laugenbrezel und Laugenstangen mit Käse; Nussecken und Baiser; Dinkelmehl, Graubrot, Vollkornbrot mit Sonnenblumenkernen usw. Das Beste: sie hatten nicht nur Backwaren! Norbert und ich haben uns schließlich völlig glücklich auf den Heimweg gemacht, mit Hanuta, Haribo Saure Pommes und Goldbären und je ein Glas Grün- und Rotkohl sowie einer Dose Sauerkraut im Gepäck. Es hätte auch noch Knorr-Salatkrönung, Salzheringe und Lübecker Marzipan gegeben, aber man soll’s ja nicht übertreiben. Die Spanier haben ihren Pokal, ich hab meine Laugenbrezel mit Nutella gegessen. Alle sind glücklich, das Leben ist schön.
Auch im fernen Mexiko schlug das Fußballerherz höher in den letzten Wochen. Das mexikanische Fernsehen hat tatsächlich jedes Spiel der EM übertragen! Und wir waren bestens ausgestattet mit Fanartikeln: Faber Castell „Fan-Sticker“, Hawaii-Ketten und Luftschlangen in Deutschlandfarben, sowie Deutschland-Perücken von Schlecker. Angefangen hat eigentlich alles mit unserer letzten Hausparty, die wir anlässlich Helmes Geburtstag als Kostümparty am 14. Juni veranstaltet haben. Da das Motto war „Where I come from“, hatte ich Helme schon im Vorfeld aufgetragen, haufenweise Deutschlandkrams mitzubringen.
Davon wurde dann auch zur Party schon ordentlich Gebrauch gemacht, hier Gerlinde und Norbert:

Ich bin als Kapitän gegangen, mit weißer Hose, blau gestreifter Bluse, Pfeife und echter Kapitänsmütze! Leider gibt es von mir nur Fotos zusammen mit Helme (der als meine Hamburger Bordsteinschwalbe eine super Figur gemacht hat) und die sollen aus mir unergründlichen Gründen (huch, doppeltgemoppelt...) nicht veröffentlicht werden. Ich kann euch aber mein Tattoo zeigen:

Weitere Kostüm-Highlights waren Mistica (Allison) und ihr U.S.-syrianischer Schäfer Tom

Luis und Jenny als peruanischer Fußball- und kanadischer Hockeyspieler

Und Ricardo als mexikanische Saufnase

Für diese Party hatte Norbert vorher alle in einer Broschüre der deutschen Botschaft aufgelisteten, deutschen Restaurants, Schlachtereien und Bäckereien in Mexico City abgeklappert. So konnten wir mit Bratwurst, Laugenbrezeln und Schöfferhofer aufwarten... kam gut an! Die 6 Kilo Bratwurst waren aber dann für den einen Abend doch zuviel (zumal Julian, ein Argentinier, noch sein berühmtes New York Ribeye auf den Grill geworfen hatte), so dass uns ein Lockmittel blieb, das Team auf Deutschland einzuschwören.
In Helmuts letzter Woche hier hatten sich Jenny, Luis und Allison spontan zum Grillen eingeladen, und wir haben deutsche Fußball-Lieder geübt

(der Fotograf muss zuviel Schöfferhofer genossen haben...) und schon mal jeden mit seiner Hawaii-Kette ausgestattet

(ein kleines Übel wenn man als Gegenwert leckere deutsche Bratwurst bekommt...).
Da die Spiele ja bei uns nachmittags liefen (entweder 11 oder 13:45 Uhr), haben wir sie meistens am CIMMYT bei einem der dort Wohnenden geguckt, quasi als verspätete und verlängerte Mittagspause. Allerdings auch nur die deutschen Spiele. Über so grandiose Neuigkeiten wie das Ausscheiden der Holländer oder Italiener konnten wir uns leider nur über Spiegel oder Kicker online informieren. Aber reicht ja auch, wer will schon Holländer heulen sehen...
Zum Finale musste allerdings noch mal eine große Location her und so sind wir mit 15 Mann (inklusive einiger Spanier bzw. Spanien-Fans) nach Mexico City in den „Nibelungengarten“ gefahren, auch eine Adresse aus der Broschüre der deutschen Botschaft. Draußen steht dran „Restaurante Aleman“, drinnen nennt man sich Nibelungengarten und serviert Schweinebraten mit Knödel, Currywurst mit Pommes oder Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelmus (oder „–pürree“, aber wo ich herkomm’ da heißt das Mus!).
Allison und ich vor Deutschlandkarte, mit Deutschlandoutfit und leckerer Bratwurst mit Rotkohl, Bratensoße und Kartoffelmus...hmmm

Natürlich gab’s auch wieder Weizenbier (cerveza de trigo) für Norbert, Luis, Jenny und Luis:

Wir hatten glücklicherweise reserviert, der Laden war bombenvoll. Wir saßen auf Bierbankgarnituren unter Sonnenschirmen mit Deutschland-Luftballons. Es waren mehrere Ballacks im Raum, außerdem Phillip Lahm und Thorsten Frings. Einer hatte sogar das Trikot von der WM 1990 an!

Die Spanier waren natürlich ein bisschen nervig. Vor allem nach ihrem Tor wurde es deutlich zu laut, um sich noch vernünftig auf die eigene Taktik konzentrieren zu können (Olé, olé, olé, olé), da sach ich nur „ihr könnt nach Hause gehn, ihr könnt nach Hause gehn, ihr könnt, ihr könnt, ihr könnt nach Hause gehn!“... naja, der Ausgang ist bekannt, wir waren dann diejenigen, die nicht mehr all zu lange geblieben sind...schnief. Allerdings nicht, ohne vorher noch in der an den Nibelungengarten angegliederten Bäckerei vorbeizuschauen!
Alles was das deutsche Herz begehrt: Laugenbrezel und Laugenstangen mit Käse; Nussecken und Baiser; Dinkelmehl, Graubrot, Vollkornbrot mit Sonnenblumenkernen usw. Das Beste: sie hatten nicht nur Backwaren! Norbert und ich haben uns schließlich völlig glücklich auf den Heimweg gemacht, mit Hanuta, Haribo Saure Pommes und Goldbären und je ein Glas Grün- und Rotkohl sowie einer Dose Sauerkraut im Gepäck. Es hätte auch noch Knorr-Salatkrönung, Salzheringe und Lübecker Marzipan gegeben, aber man soll’s ja nicht übertreiben. Die Spanier haben ihren Pokal, ich hab meine Laugenbrezel mit Nutella gegessen. Alle sind glücklich, das Leben ist schön.
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Mittwoch, 18. Juni 2008
Ferrocarril Chihuahua al Pacífico
vessip, 05:53h
Wie schon vorher kurz angerissen, wollten wir hauptsächlich mit dem Zug „El Chepe“ (die Kurzform von „Ferrocarril Chihuahua al Pacífico“) die grandiose Natur der Sierra Tarahumara durchqueren. Am Tag nach dem wundervollen Ausritt starteten wir mit dem holländischen Pärchen in dem Örtchen Creel gen Westen zu unserem Zielort El Fuerte. Auf dem Weg vom Bahnhof El Fuerte zu unserem Hotel schnackten wir eine größere Gruppe von älteren Herrschaften an, ob sie uns nicht in ihrem Bus vom Bahnhof in den etwas weiter entfernten Ortskern mitnehmen könnten. Der lustige Haufen stimmte zu und stellte sich im weiteren Gespräch als Gruppe von britischen Oldtimerfahrern heraus, die auf ihrem Trip von Panama auf der Panamericana nach Alaska einen Kurzausflug mit dem Chepe in den Canyon „Barranca del Cobre“ gemacht hatten.
Am folgenden Tag zogen wir wieder los, diesmal Retour Richtung Osten. Kurz ein paar Worte zu der rund 650 km langen Strecke von Los Mochis nach Chihuahua. Dabei werden über 2400 m Höhenunterschied bewältigt.
Im Jahr 1870 entwickelte der US-Eisenbahn-Ingenieur Albert Owen erste Pläne zu diesem Schienenstrang. Baubeginn war 1881. Jedoch führten diverse Verzögerungen mit unterschiedlichen Hintergründen (Geldmangel, Revolution, Missmanagement etc.) dazu, dass die Strecke erst 1961 fertig gestellt wurde. Täglich verkehren zwei Züge (primera express und clase económica) jeweils in beide Richtungen. Startzeiten sind jedes Mal die frühen Morgenstunden. Da auf der eingleisigen Trasse ebenfalls Güterzüge eingesetzt werden und die Trasse selbst beständiger Reparaturmaßnahmen bedarf, ist es nicht ungewöhnlich, dass man mit erheblichen Verspätungen (5 Stunden sind locker drin) rechnen muss. Auf unserem Trip zurück von West nach Ost wurden wir auch leidige Zeugen einer geringfügigen Verspätung. Schon beim Start in El Fuerte am Bahnhof blieb uns erst einmal nichts anderes übrig, als die Beine in die Vormittagssonne und in verflixt aggressive Mückenschwärme zu hängen. Ha, eine lange Hose kann einen vor riesigen roten Flecken auf den Beinen bewahren... ;o))

Bedingt durch die eingleisige Trasse und nur wenigen Ausweichstellen, an denen entgegenkommende Züge passieren können, baute sich die anfängliche einstündige Verspätung auf satte drei Stunden zu unserem nächsten Zielort Divisadero aus.
Trotz einer Modernisierungskampagne im Jahre 1998 sehen für europäische Verhältnisse die Züge mit ihren Waggons äußerlich so aus, als ob sie sich seit den 70’iger Jahren technisch nicht wesentlich verändert haben.

In den Waggons herrschte jedoch eine dem amerikanischen Geschmack angepasste, bescheuerte Temperatur von ungefähr 18° C. Zum Glück konnte man dieser auf den Plattformen zwischen den Waggons entfliehen, wo man sowohl natürliche Aircondition genießen
als auch die besten Fotos schießen konnte.

In Begleitung liebenswürdiger Schaffner,
die neben der Ticketkontrolle auch die Passagiere mit wichtigen touristischen Informationen („...in 5 Minuten erreichen wir die Brücke Rio San Pedro...“) versorgten, schlängelte sich der Chepe über 36 mehr oder minder vertrauenerweckende Brücken und durch 87 Tunnel
an malerischen Seen vorbei
und bewältigte die unzähligen Höhenmeter in Serpentinen entlang fantastischer Schluchten- und Felsformationen.

Oberhalb von 2000 m erreichten wir dann einen mit Kiefern überzogenen Hochwald,
der sich bis zu unserem Tagesziel Divisadero fortsetzte. Dort angekommen checkten wir in das einzige Hotel vor Ort ein. Nun mussten wir 24 Stunden rumkriegen, bevor wir wieder in den Chepe in Richtung Chihuahua einsteigen konnten. Das reichhaltige Speiseangebot und die beeindruckende Natur mit sich drei treffenden Canyons ließen diese aber im Flug vergehen (Blog mit mehr dazu folgt).
Am folgenden Tag fuhren wir dann mit dem Chepe von Divisadero über den höchsten Punkt „Los Ojitos“ (2420 m) weiter auf der Hochebene nach Chihuahua. Die Trasse säumten Dörfer wie das Örtchen Creel, an dem wir vor 2 Tagen gestartet waren.

Ansonsten bot die Hochebene einen weiten eintönigen Ausblick, der ab und zu von riesigen Apfelplantagen oder von kleinen Rinderherden durchbrochen war.

Am Abend gelangten wir, von bedrohlich wirkenden Gewitterwolken verfolgt, gerade noch trockenen Fußes zu unserem Hotel in Chihuahua.
Am folgenden Tag zogen wir wieder los, diesmal Retour Richtung Osten. Kurz ein paar Worte zu der rund 650 km langen Strecke von Los Mochis nach Chihuahua. Dabei werden über 2400 m Höhenunterschied bewältigt.

Im Jahr 1870 entwickelte der US-Eisenbahn-Ingenieur Albert Owen erste Pläne zu diesem Schienenstrang. Baubeginn war 1881. Jedoch führten diverse Verzögerungen mit unterschiedlichen Hintergründen (Geldmangel, Revolution, Missmanagement etc.) dazu, dass die Strecke erst 1961 fertig gestellt wurde. Täglich verkehren zwei Züge (primera express und clase económica) jeweils in beide Richtungen. Startzeiten sind jedes Mal die frühen Morgenstunden. Da auf der eingleisigen Trasse ebenfalls Güterzüge eingesetzt werden und die Trasse selbst beständiger Reparaturmaßnahmen bedarf, ist es nicht ungewöhnlich, dass man mit erheblichen Verspätungen (5 Stunden sind locker drin) rechnen muss. Auf unserem Trip zurück von West nach Ost wurden wir auch leidige Zeugen einer geringfügigen Verspätung. Schon beim Start in El Fuerte am Bahnhof blieb uns erst einmal nichts anderes übrig, als die Beine in die Vormittagssonne und in verflixt aggressive Mückenschwärme zu hängen. Ha, eine lange Hose kann einen vor riesigen roten Flecken auf den Beinen bewahren... ;o))

Bedingt durch die eingleisige Trasse und nur wenigen Ausweichstellen, an denen entgegenkommende Züge passieren können, baute sich die anfängliche einstündige Verspätung auf satte drei Stunden zu unserem nächsten Zielort Divisadero aus.
Trotz einer Modernisierungskampagne im Jahre 1998 sehen für europäische Verhältnisse die Züge mit ihren Waggons äußerlich so aus, als ob sie sich seit den 70’iger Jahren technisch nicht wesentlich verändert haben.

In den Waggons herrschte jedoch eine dem amerikanischen Geschmack angepasste, bescheuerte Temperatur von ungefähr 18° C. Zum Glück konnte man dieser auf den Plattformen zwischen den Waggons entfliehen, wo man sowohl natürliche Aircondition genießen

als auch die besten Fotos schießen konnte.

In Begleitung liebenswürdiger Schaffner,

die neben der Ticketkontrolle auch die Passagiere mit wichtigen touristischen Informationen („...in 5 Minuten erreichen wir die Brücke Rio San Pedro...“) versorgten, schlängelte sich der Chepe über 36 mehr oder minder vertrauenerweckende Brücken und durch 87 Tunnel

an malerischen Seen vorbei

und bewältigte die unzähligen Höhenmeter in Serpentinen entlang fantastischer Schluchten- und Felsformationen.

Oberhalb von 2000 m erreichten wir dann einen mit Kiefern überzogenen Hochwald,

der sich bis zu unserem Tagesziel Divisadero fortsetzte. Dort angekommen checkten wir in das einzige Hotel vor Ort ein. Nun mussten wir 24 Stunden rumkriegen, bevor wir wieder in den Chepe in Richtung Chihuahua einsteigen konnten. Das reichhaltige Speiseangebot und die beeindruckende Natur mit sich drei treffenden Canyons ließen diese aber im Flug vergehen (Blog mit mehr dazu folgt).
Am folgenden Tag fuhren wir dann mit dem Chepe von Divisadero über den höchsten Punkt „Los Ojitos“ (2420 m) weiter auf der Hochebene nach Chihuahua. Die Trasse säumten Dörfer wie das Örtchen Creel, an dem wir vor 2 Tagen gestartet waren.

Ansonsten bot die Hochebene einen weiten eintönigen Ausblick, der ab und zu von riesigen Apfelplantagen oder von kleinen Rinderherden durchbrochen war.

Am Abend gelangten wir, von bedrohlich wirkenden Gewitterwolken verfolgt, gerade noch trockenen Fußes zu unserem Hotel in Chihuahua.
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Freitag, 13. Juni 2008
Vom Bauern zum Cowboy
vessip, 08:27h
Wir haben den Norden Mexikos erkundet: zu Pferd und im Zug! Haben spontan eine Woche Urlaub genommen und sind nach Chihuahua geflogen. Chihuahua liegt ungefähr 200 km südlich der mexikanisch-amerikanischen Grenze und ist nicht nur für die gleichnamigen Hunde bekannt, sondern vor allem auch ein Paradies für Kaufinteressenten von Cowboy-Stiefeln und Hüten. Und (der Grund warum wir dorthin wollten) Chihuahua liegt auf der Zugstrecke, die den Norden Mexikos mit der Pazifikküste verbindet und durch eine atemberaubende Canyon-Landschaft führt. Man fährt durch ein System von mehr als 20 Canyons, die zusammen etwa viermal so groß bzw. lang sein sollen, wie der berühmte Grand Canyon in Arizona, USA.
Zu der Zugreise aber später mehr, denn zuerst haben wir einen Überlandbus genommen und sind 5 Stunden durch Weide- und Steppenlandschaften gefahren, um das Örtchen Creel zu erreichen, das auch auf der Zugstrecke liegt und berühmt für seine Felsformationen ist. Am Bahnhof empfing uns Norberto, ein Mexikaner, der in Creel seine Ranch „El Aventurero“ betreibt. Wir wollten dort einen Ausritt durch die Tarahumara-Ebene machen. Die Tarahumara sind eine Volksgruppe, die in den Bergregionen der Sierra Madre Occidental leben, welche auch die Canyons mit einschließt.
Für Helme sollte es das erste Mal auf einem Pferderücken werden. Norberto hatte uns angeboten, in einer Hütte auf der Pferdeweide zu übernachten. Die Hütte entpuppte sich als voll ausgestattetes Blockhaus, mit allem was das Herz begehrt, inklusive netten Anekdoten, wie Hüten und Bildern, aus dem Leben eines Cowboys. Hier das „Wohnzimmer“:

Und wir mussten tatsächlich über die Pferdeweide, um dorthin zu gelangen, voll cool! Schön rustikal eingerichtet und mit riesiger Veranda, auf die abends die Sonne schien. Am ersten Abend hat Helme dann noch ein bisschen Reitunterricht bekommen. Norberto zeigte ihm, wie man sein Pferd überredet, dorthin zu gehen, wo man gerne möchte, oder anzuhalten, oder zu galoppieren. Helme ist tatsächlich galoppiert am ersten Tag, unglaublich! Dafür brauchte ich seiner Zeit mindestens 10 Reitstunden... grrrr!
Um so richtig Wild West Feeling aufkommen zu lassen, holte Norberto anschließend noch ein Lasso hervor und zeigte uns, wie man damit umgeht. Sah ganz einfach aus. Zu meinem Erstaunen war es auch tatsächlich gar nicht so schwer! Man muss nur der Schlaufe mit dem Handgelenk überm Kopf ordentlich Schwung geben und dann noch ein bisschen zielen. Habe einige Male getroffen, aber mir tat auch ziemlich schnell der Oberarm weh...
Hier übt Helme am hölzernen Bullen:

Am nächsten Tag ging’s dann früh los auf unseren 5-stündigen Ausritt, zusammen mit den Holländern Helena und Alexander und unserem Führer Omar. Mein Pferd hieß „Pelusa“ und war genau, wie ich es mir gewünscht hatte. Schon auf der Weide hatte ich sie mir "ausgeguckt". Pelusa war sehr eigenständig und kannte sich bestens aus. Ich musste mich quasi um nix kümmern und konnte ganz ungestört Fotos und Videos schießen und die Landschaft genießen.

Zuerst ging es steil einen Hang hoch, damit wir das Dorf verlassen und in die umliegenden Wälder gelangen konnten. Das war schon mal die erste Bewährungsprobe für Helme. Aber auch sein Pferd Mac war ein alter Hase – trittsicher und verlässlich, Helme hatte nix zu befürchten. Außerdem hatte ihm auch Norberto vorher noch erklärt: bergauf nach vorne lehnen, bergab nach hinten, um dem Pferd bei der Gleichgewichtsfindung zu helfen.
Oben angekommen, ging es dann eine ganze Weile durch eine Wald-Steppen-Landschaft mit Sträuchern, Kiefern, irren Felsformationen, die an Pilze, Frösche, und Enten erinnerten, und fantastischem Ausblick.
Old Sitzfleisch und Mac:

Im Frog Valley (Frosch-Tal):

Hier in der Ebene (ca. 2400m üNN) leben viele Tarahumara ständig. Sie wohnen in Blockhütten, halten Ziegen, Schafe und Hühner (und Pferde zum Transport), und die Frauen tragen sehr üppige und total farbenfrohe Kleider oder Rock-Bluse-Kreationen. Und zwar nicht nur als Touristenattraktion!

Ich habe mich tatsächlich kein Stück als Tourist gefühlt. Wir sind halt einfach durch die Gegend geritten als wäre es in der Nachbarschaft. Haben freundlich gegrüßt und die schöne Landschaft und die bunten Menschen bewundert.

Ich will euch jetzt auch gar nicht soviel davon vorschwärmen, vielleicht muss man auch ein bisschen Pferdeliebhaber sein, um das nachvollziehen zu können. Einfach noch ein paar Bilder, um einen Eindruck von der vielfältigen Landschaft zu bekommen:



Nach etwa 3 Stunden kamen wir zum Mönchstal.

Dort sind wir wiederum einige recht steile Hänge hochgekraxelt (also nicht wir, sondern unsere Pferdchen), um dann oben angekommen 10 min Pause zu machen und den Blick über eine riesige Weite schweben zu lassen:

Hier sind wir schon wieder auf dem Rückweg, der noch über eine Stunde dauern sollte (und Knie und Hintern machten sich schon bemerkbar)...

Schließlich mussten wir den Berg, den wir anfangs hinterm Hof erklommen hatten, natürlich auch noch wieder runter...

Ich weiss nicht, ob man auf diesem Foto erkennen kann, wie steil das wirklich war, aber es war ziemlich steil, und hinzu kam auch noch, dass der Boden sehr unregelmäßig, mal Schotter, mal Fels, mal nicht erkennbar, war. Also ein wirkliches Abenteuer! Mir hat’s mega Spass gemacht, in meinem nächsten Leben werd ich doch Cowboy!
Zu der Zugreise aber später mehr, denn zuerst haben wir einen Überlandbus genommen und sind 5 Stunden durch Weide- und Steppenlandschaften gefahren, um das Örtchen Creel zu erreichen, das auch auf der Zugstrecke liegt und berühmt für seine Felsformationen ist. Am Bahnhof empfing uns Norberto, ein Mexikaner, der in Creel seine Ranch „El Aventurero“ betreibt. Wir wollten dort einen Ausritt durch die Tarahumara-Ebene machen. Die Tarahumara sind eine Volksgruppe, die in den Bergregionen der Sierra Madre Occidental leben, welche auch die Canyons mit einschließt.
Für Helme sollte es das erste Mal auf einem Pferderücken werden. Norberto hatte uns angeboten, in einer Hütte auf der Pferdeweide zu übernachten. Die Hütte entpuppte sich als voll ausgestattetes Blockhaus, mit allem was das Herz begehrt, inklusive netten Anekdoten, wie Hüten und Bildern, aus dem Leben eines Cowboys. Hier das „Wohnzimmer“:

Und wir mussten tatsächlich über die Pferdeweide, um dorthin zu gelangen, voll cool! Schön rustikal eingerichtet und mit riesiger Veranda, auf die abends die Sonne schien. Am ersten Abend hat Helme dann noch ein bisschen Reitunterricht bekommen. Norberto zeigte ihm, wie man sein Pferd überredet, dorthin zu gehen, wo man gerne möchte, oder anzuhalten, oder zu galoppieren. Helme ist tatsächlich galoppiert am ersten Tag, unglaublich! Dafür brauchte ich seiner Zeit mindestens 10 Reitstunden... grrrr!
Um so richtig Wild West Feeling aufkommen zu lassen, holte Norberto anschließend noch ein Lasso hervor und zeigte uns, wie man damit umgeht. Sah ganz einfach aus. Zu meinem Erstaunen war es auch tatsächlich gar nicht so schwer! Man muss nur der Schlaufe mit dem Handgelenk überm Kopf ordentlich Schwung geben und dann noch ein bisschen zielen. Habe einige Male getroffen, aber mir tat auch ziemlich schnell der Oberarm weh...
Hier übt Helme am hölzernen Bullen:

Am nächsten Tag ging’s dann früh los auf unseren 5-stündigen Ausritt, zusammen mit den Holländern Helena und Alexander und unserem Führer Omar. Mein Pferd hieß „Pelusa“ und war genau, wie ich es mir gewünscht hatte. Schon auf der Weide hatte ich sie mir "ausgeguckt". Pelusa war sehr eigenständig und kannte sich bestens aus. Ich musste mich quasi um nix kümmern und konnte ganz ungestört Fotos und Videos schießen und die Landschaft genießen.

Zuerst ging es steil einen Hang hoch, damit wir das Dorf verlassen und in die umliegenden Wälder gelangen konnten. Das war schon mal die erste Bewährungsprobe für Helme. Aber auch sein Pferd Mac war ein alter Hase – trittsicher und verlässlich, Helme hatte nix zu befürchten. Außerdem hatte ihm auch Norberto vorher noch erklärt: bergauf nach vorne lehnen, bergab nach hinten, um dem Pferd bei der Gleichgewichtsfindung zu helfen.
Oben angekommen, ging es dann eine ganze Weile durch eine Wald-Steppen-Landschaft mit Sträuchern, Kiefern, irren Felsformationen, die an Pilze, Frösche, und Enten erinnerten, und fantastischem Ausblick.
Old Sitzfleisch und Mac:

Im Frog Valley (Frosch-Tal):

Hier in der Ebene (ca. 2400m üNN) leben viele Tarahumara ständig. Sie wohnen in Blockhütten, halten Ziegen, Schafe und Hühner (und Pferde zum Transport), und die Frauen tragen sehr üppige und total farbenfrohe Kleider oder Rock-Bluse-Kreationen. Und zwar nicht nur als Touristenattraktion!

Ich habe mich tatsächlich kein Stück als Tourist gefühlt. Wir sind halt einfach durch die Gegend geritten als wäre es in der Nachbarschaft. Haben freundlich gegrüßt und die schöne Landschaft und die bunten Menschen bewundert.

Ich will euch jetzt auch gar nicht soviel davon vorschwärmen, vielleicht muss man auch ein bisschen Pferdeliebhaber sein, um das nachvollziehen zu können. Einfach noch ein paar Bilder, um einen Eindruck von der vielfältigen Landschaft zu bekommen:



Nach etwa 3 Stunden kamen wir zum Mönchstal.

Dort sind wir wiederum einige recht steile Hänge hochgekraxelt (also nicht wir, sondern unsere Pferdchen), um dann oben angekommen 10 min Pause zu machen und den Blick über eine riesige Weite schweben zu lassen:

Hier sind wir schon wieder auf dem Rückweg, der noch über eine Stunde dauern sollte (und Knie und Hintern machten sich schon bemerkbar)...

Schließlich mussten wir den Berg, den wir anfangs hinterm Hof erklommen hatten, natürlich auch noch wieder runter...

Ich weiss nicht, ob man auf diesem Foto erkennen kann, wie steil das wirklich war, aber es war ziemlich steil, und hinzu kam auch noch, dass der Boden sehr unregelmäßig, mal Schotter, mal Fels, mal nicht erkennbar, war. Also ein wirkliches Abenteuer! Mir hat’s mega Spass gemacht, in meinem nächsten Leben werd ich doch Cowboy!
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Montag, 2. Juni 2008
Bauer Helmut
vessip, 20:58h
Gestern in den mexikanischen Zeitungen zu lesen:
„Bauer Helmut aus Deutschland eingeflogen, um dem mexikanischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken“
Agua Fria Versuchstation, Puebla, Mexico: auf mexikanischen Feldern beginnt die Aussaat für die neue Saison. Die Regenzeit steht bevor, und so machen die Landwirte sich daran, das Saatgut in die Erde zu bekommen. Denn: ohne Saat keine Ernte, wie Bauer Helmut aus Deutschland weiß. Solche und andere Weisheiten gibt der gebürtige Badenser gerne von sich, wenn er, von Journalisten umringt, über den Ackerbau philosophiert. Bauer Helmut wurde von den deutschen Behörden geschickt, um den Fachkräftemangel in Mexico zu beheben und die Jugend für die Landwirtschaft zu begeistern. „Dat hat mir ja schon jümmers großen Spooß mockt, so büschen mit de jungen Deers rumzuflörten und se zu zeigen, wie dat so funktioniert mit den Bienschen und den Blümschen,“ gibt Bauer Helmut zwinkernd zu.
Zuerst steckte das Team die Reihen ab, denn der Mais sollte in Reihen von 4,5 m Länge gesät werden. Zuvor hatte man mit dem Traktor die Reihen angehäufelt, jeweils 45 cm Platz zwischen den Reihen. Ein Mitarbeiter verteilte die Tütchen mit Saatgut auf die jeweils dafür vorgesehenen Reihen und eine weitere Kollegin zeichnete auf, welche Genotypen wo auf dem Feld ausgesät wurden. Muss ja alles gut dokumentiert werde. Das Saatgut wird dann per Hand in die Rillen gelegt, jeweils ein Korn im Abstand von 25 cm, insgesamt also 19 Körner pro Reihe. „Jo, und denn muss man da so’n büschen Eeerde rüberschüdden, ne, damit die Vögels einen dat nich wedder wechfuddern“, sagt Bauer Helmut, und der muss es ja wissen.
Nach Beendigung der Aussaat wurden die fleißigen Helfer mit Refrescos belohnt und konnten Autogramme von Bauer Helmut ergattern. Der wird sich nun nach dieser anstrengend Zeit auf Erholungsreise in den Norden Mexicos begeben, wo er zusammen mit seiner Lebensabschnittsgefährtin eine Zugreise durch den Kupfercanyon machen möchte. Weiteres über Reise und Gemütszustand unseres Helden erfahren die interessierten Leser in einer unserer nächsten Ausgaben.
Bauer Helmut in Aktion:

Nach der Aussat werden die Reihen mit Hacken zugeschüttet, um das wertvolle Saatgut vor Vogelfraß zu schützen und es zum Keimen zu bringen:

Bauer Helmut mit seinem Team:

Weitere Kurznachricht: DAs Team der "Inductores" verlore nach 2:0 Halbzeitstand mit 2:4 gegen die "Combinados". Nach einer Woche Ruhepause wollen die "Inductores" nun diese Woche ihren ersten Sieg im Spiel gegen die "Genbank" einfordern. Leider muss auf die Starstürmerin mit der Nr. 9 verzichtet werden, aber die "Inductores" sind guter Hocffnung und können mit mentaler Unterstützung aus dem Norden Mexicos rechnen - ganz Kupfercanyon drückt die Daumen!
„Bauer Helmut aus Deutschland eingeflogen, um dem mexikanischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken“
Agua Fria Versuchstation, Puebla, Mexico: auf mexikanischen Feldern beginnt die Aussaat für die neue Saison. Die Regenzeit steht bevor, und so machen die Landwirte sich daran, das Saatgut in die Erde zu bekommen. Denn: ohne Saat keine Ernte, wie Bauer Helmut aus Deutschland weiß. Solche und andere Weisheiten gibt der gebürtige Badenser gerne von sich, wenn er, von Journalisten umringt, über den Ackerbau philosophiert. Bauer Helmut wurde von den deutschen Behörden geschickt, um den Fachkräftemangel in Mexico zu beheben und die Jugend für die Landwirtschaft zu begeistern. „Dat hat mir ja schon jümmers großen Spooß mockt, so büschen mit de jungen Deers rumzuflörten und se zu zeigen, wie dat so funktioniert mit den Bienschen und den Blümschen,“ gibt Bauer Helmut zwinkernd zu.
Zuerst steckte das Team die Reihen ab, denn der Mais sollte in Reihen von 4,5 m Länge gesät werden. Zuvor hatte man mit dem Traktor die Reihen angehäufelt, jeweils 45 cm Platz zwischen den Reihen. Ein Mitarbeiter verteilte die Tütchen mit Saatgut auf die jeweils dafür vorgesehenen Reihen und eine weitere Kollegin zeichnete auf, welche Genotypen wo auf dem Feld ausgesät wurden. Muss ja alles gut dokumentiert werde. Das Saatgut wird dann per Hand in die Rillen gelegt, jeweils ein Korn im Abstand von 25 cm, insgesamt also 19 Körner pro Reihe. „Jo, und denn muss man da so’n büschen Eeerde rüberschüdden, ne, damit die Vögels einen dat nich wedder wechfuddern“, sagt Bauer Helmut, und der muss es ja wissen.
Nach Beendigung der Aussaat wurden die fleißigen Helfer mit Refrescos belohnt und konnten Autogramme von Bauer Helmut ergattern. Der wird sich nun nach dieser anstrengend Zeit auf Erholungsreise in den Norden Mexicos begeben, wo er zusammen mit seiner Lebensabschnittsgefährtin eine Zugreise durch den Kupfercanyon machen möchte. Weiteres über Reise und Gemütszustand unseres Helden erfahren die interessierten Leser in einer unserer nächsten Ausgaben.
Bauer Helmut in Aktion:

Nach der Aussat werden die Reihen mit Hacken zugeschüttet, um das wertvolle Saatgut vor Vogelfraß zu schützen und es zum Keimen zu bringen:

Bauer Helmut mit seinem Team:

Weitere Kurznachricht: DAs Team der "Inductores" verlore nach 2:0 Halbzeitstand mit 2:4 gegen die "Combinados". Nach einer Woche Ruhepause wollen die "Inductores" nun diese Woche ihren ersten Sieg im Spiel gegen die "Genbank" einfordern. Leider muss auf die Starstürmerin mit der Nr. 9 verzichtet werden, aber die "Inductores" sind guter Hocffnung und können mit mentaler Unterstützung aus dem Norden Mexicos rechnen - ganz Kupfercanyon drückt die Daumen!
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Sonntag, 18. Mai 2008
Hybridzüchtung bei Mais
vessip, 22:02h
Jetzt hab ich euch letztens so von dem minicurso über die DH-Technik in Costa Rica vorgeschwärmt, da ist es ja eigentlich auch langsam mal an der Zeit, euch mal zu erklären, wie diese Technik funktioniert und was man damit machen kann, oder? Dazu möchte ich aber ein bisschen weiter ausholen. Zusammengefasst ist die Doppelhaploiden- oder DH-Technik eine alternative Methode zur Entwicklung von genetisch stabilen Inzuchtlinien, und diese Inzuchtlinien braucht man, um Hybridmaissaatgut zu erzeugen, welches in Europa und Nordamerika (und zunehmend auch in anderen Teilen der Welt) der vorherrschende Sortentyp auf dem Markt ist. Wer’s genauer wissen will, sollte noch etwas weiter lesen...
Bei Mais gibt es zwei vorherrschende Sortentypen auf dem Markt. Eine Sorte ist das Produkt langjähriger Pflanzenzüchtung (Selektion und Evaluierung im Feld) und der Landwirt kauft Saatgut einer bestimmten Sorte, die so schöne Namen haben kann wie „Ronaldinho“ oder „Amoroso“, meistens beim Landhandel oder der Genossenschaft. Zumindest in Deutschland. In vielen Ländern Afrikas gibt es beispielsweise gar keinen Saatgutmarkt und entsprechend für die Pflanzenzüchtungsfirmen auch keinen großen Anreiz, Sorten für diese Länder zu entwickeln.
Also zurück zu den zwei Sortentypen. Die folgenden Informationen hab ich zum Teil von den „FactsSheets“ übernommen, die CIMMYT auf seinen Internetseiten dem interessierten Bürger zu bestimmten Themen zur Verfügung stellt. Zum einen gibt es sogenannte Populationssorten oder offen abblühende Sorten. Eine solche Sorte besteht aus einer Vielzahl genetisch verschiedener, aber verwandter Pflanzen. Ihr könnte euch Sorten diesen Typs als eine große Familie vorstellen, in der die Familienmitglieder alle verwandte Charakteristika aufweisen, es jedoch auch einige Extreme gibt. Das bedeutet, dass die Ernte einer Populationssorte nicht sehr einheitlich ist. Die Pflanzen unterscheiden sich beispielsweise in der Höhe und in Farbe der Narbenfäden (ihr erinnert euch hoffentlich an die weiblichen Blüten?). Außerdem unterscheiden sich die Kolben verschiedener „Familienmitglieder“ in Größe, Form und Qualität, und auch Blühzeitpunkt und optimaler Zeitpunkt der Ernte mag variieren. Die „Familienmitglieder“ nennt man „Genotypen“ in der Pflanzenzüchtung.
Landwirte können Populationssorten entweder auf dem Saatgutmarkt kaufen, oder einfach einen Teil der eigenen Ernte im nächsten Jahr wieder aussäen. Populationssorten werden in Deutschland eigentlich nicht mehr großflächig angebaut, weil die Nachteile der Uneinheitlichkeit der Ernte weder für die Landwirte (mehrere Erntezeiten) noch für die Abnehmer (Qualitätsunterschiede) akzeptabel sind. In vielen Ländern Afrikas und Latein- und Zentralamerikas sind Populationssorten allerdings der vorherrschende Sortentyp auf dem Markt bzw. auf den Feldern. Hier überwiegt vor allem der Vorteil, dass man seine Ernte wieder zur Aussaat verwenden kann und nicht jedes Jahr neues Saatgut kaufen muss.
Der zweite wichtige Sortentyp bei Mais sind Hybridsorten. Hybridsaatgut wird aus der Kreuzung von zwei genetisch stabilen (sogenannten homozygoten) Inzuchtlinien erzeugt. Wenn man Mais selbstet, dann werden die Pflanzen mit jeder Generation schwächer. Was Selbstung ist, wisst ihr ja noch: die Selbstbefruchtung der weiblichen Blüte einer Maispflanze mit dem Pollen der selben Pflanze. Dies nennt man auch Inzüchtung, und nach mehreren Generationen Inzüchtung (Selbstung) erhält man die vergleichbar schwachen, dafür aber genetisch stabilen (homozygoten) Inzuchtlinien.
Mit jeder Generation Inzüchtung werden die Pflanzen kleiner und schwächer. Das Endprodukt, die homozygoten Inzuchtlinien sind aber nicht nur klein, sondern haben auch kleine Kolben und bringen nur wenig Ertrag. Also nix, was ein Bauer gern auf seinem Acker hätte. Wenn man nun allerdings zwei Inzuchtlinien kreuzt (also den Pollen der einen Linie auf die Narbenfäden der Anderen oder umgekehrt), dann wird die Wüchsigkeit wieder hergestellt in den resultierenden Körnern. Dadurch bringen die aus diesen Körnern entstehenden Pflanzen enorm gesteigerten Ertrag ein. Diese Abbildung zeigt noch mal kurz, wie man Hybridsaatgut herstellt:

Mit dem Pollen einer Inzuchtlinie (Pollenelter) wird die weibliche Blüte der anderen Inzuchlinie (Saatelter) bestäubt. Die auf dem Saatelter wachsenden Körner werden dann als Hybridsaatgut an die Landwirte verkauft.
Die Ertragssteigerung der Hybriden gegenüber den beiden Elternlinien nennt man Heterosis. Heterosis entsteht durch die Wechselwirkung zwischen den Gruppen von Genen, die von den beiden Inzuchtlinien an die Nachkommen gegeben werden. Der Effekt mancher unvorteilhafter Gene einer Inzuchtlinie werden durch die vorteilhaften Gene der anderen Inzuchtlinie maskiert.
Dieses Phänomen der Heterosis bei Hybridsorten führt also zu höheren Erträgen im Vergleich zu Populationssorten. Außerdem ist sowohl der Pflanzenbestand als auch das Erntegut bei Hybridsorten sehr schön homogen und uniform, was nicht nur die Betreuung durch den Landwirt sondern auch die Verarbeitung durch den Abnehmer vereinfacht. Im Vergleich zu Populationssorten kostet das Saatgut von Hybridsorten allerdings meistens auch etwas mehr, weil der Aufwand zu ihrer Erzeugung für die Pflanzenzüchtungsfirmen größer ist. Und für gesteigerten Ertrag und Uniformität seiner Ernte opfert der Landwirt einen Teil seiner Unabhängigkeit, denn er muss jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Naja, muss er nicht, macht aber Sinn, denn die Hybridpflanzen im Feld des Landwirts blühen ja offen, d.h. unkontrolliert, ab, quasi jeder darf jeden bestäuben. Und entsprechend entsteht in der nächsten Generation wie bei den Populationssorten eine „Großfamilie“ mit vielen verwandten aber doch unterschiedlichen Mitgliedern (Genotypen), sowohl ertragreiche als auch schwächere. Und entsprechend wäre der Gesamtertrag deutlich reduziert im Vergleich zu einem Feld in dem nur der eine ertragreiche Genotyp steht, wie dies bei Hybridsorten der Fall ist.
Letztendlich muss jeder Landwirt selbst die Vor- und Nachteile der beiden Sortentypen abwägen und für seine Situation (z.B. Feldbedingungen oder Anforderungen der Abnehmer oder zum Eigengebrauch) den passenden Typ auswählen. Aufgabe der Maiszüchtungsfirmen und vor allem auch der nationalen und internationalen Institute wie CIMMYT ist es meiner Meinung nach, dafür zu sorgen, dass ausreichend Saatgut von den gewünschten Sortentypen zum richtigen Zeitpunkt bereit steht, und dass die Landwirte in ihrer Entscheidungsfindung unabhängig beraten und bestmöglich unterstützt werden.
Bei Mais gibt es zwei vorherrschende Sortentypen auf dem Markt. Eine Sorte ist das Produkt langjähriger Pflanzenzüchtung (Selektion und Evaluierung im Feld) und der Landwirt kauft Saatgut einer bestimmten Sorte, die so schöne Namen haben kann wie „Ronaldinho“ oder „Amoroso“, meistens beim Landhandel oder der Genossenschaft. Zumindest in Deutschland. In vielen Ländern Afrikas gibt es beispielsweise gar keinen Saatgutmarkt und entsprechend für die Pflanzenzüchtungsfirmen auch keinen großen Anreiz, Sorten für diese Länder zu entwickeln.
Also zurück zu den zwei Sortentypen. Die folgenden Informationen hab ich zum Teil von den „FactsSheets“ übernommen, die CIMMYT auf seinen Internetseiten dem interessierten Bürger zu bestimmten Themen zur Verfügung stellt. Zum einen gibt es sogenannte Populationssorten oder offen abblühende Sorten. Eine solche Sorte besteht aus einer Vielzahl genetisch verschiedener, aber verwandter Pflanzen. Ihr könnte euch Sorten diesen Typs als eine große Familie vorstellen, in der die Familienmitglieder alle verwandte Charakteristika aufweisen, es jedoch auch einige Extreme gibt. Das bedeutet, dass die Ernte einer Populationssorte nicht sehr einheitlich ist. Die Pflanzen unterscheiden sich beispielsweise in der Höhe und in Farbe der Narbenfäden (ihr erinnert euch hoffentlich an die weiblichen Blüten?). Außerdem unterscheiden sich die Kolben verschiedener „Familienmitglieder“ in Größe, Form und Qualität, und auch Blühzeitpunkt und optimaler Zeitpunkt der Ernte mag variieren. Die „Familienmitglieder“ nennt man „Genotypen“ in der Pflanzenzüchtung.
Landwirte können Populationssorten entweder auf dem Saatgutmarkt kaufen, oder einfach einen Teil der eigenen Ernte im nächsten Jahr wieder aussäen. Populationssorten werden in Deutschland eigentlich nicht mehr großflächig angebaut, weil die Nachteile der Uneinheitlichkeit der Ernte weder für die Landwirte (mehrere Erntezeiten) noch für die Abnehmer (Qualitätsunterschiede) akzeptabel sind. In vielen Ländern Afrikas und Latein- und Zentralamerikas sind Populationssorten allerdings der vorherrschende Sortentyp auf dem Markt bzw. auf den Feldern. Hier überwiegt vor allem der Vorteil, dass man seine Ernte wieder zur Aussaat verwenden kann und nicht jedes Jahr neues Saatgut kaufen muss.
Der zweite wichtige Sortentyp bei Mais sind Hybridsorten. Hybridsaatgut wird aus der Kreuzung von zwei genetisch stabilen (sogenannten homozygoten) Inzuchtlinien erzeugt. Wenn man Mais selbstet, dann werden die Pflanzen mit jeder Generation schwächer. Was Selbstung ist, wisst ihr ja noch: die Selbstbefruchtung der weiblichen Blüte einer Maispflanze mit dem Pollen der selben Pflanze. Dies nennt man auch Inzüchtung, und nach mehreren Generationen Inzüchtung (Selbstung) erhält man die vergleichbar schwachen, dafür aber genetisch stabilen (homozygoten) Inzuchtlinien.
Mit jeder Generation Inzüchtung werden die Pflanzen kleiner und schwächer. Das Endprodukt, die homozygoten Inzuchtlinien sind aber nicht nur klein, sondern haben auch kleine Kolben und bringen nur wenig Ertrag. Also nix, was ein Bauer gern auf seinem Acker hätte. Wenn man nun allerdings zwei Inzuchtlinien kreuzt (also den Pollen der einen Linie auf die Narbenfäden der Anderen oder umgekehrt), dann wird die Wüchsigkeit wieder hergestellt in den resultierenden Körnern. Dadurch bringen die aus diesen Körnern entstehenden Pflanzen enorm gesteigerten Ertrag ein. Diese Abbildung zeigt noch mal kurz, wie man Hybridsaatgut herstellt:

Mit dem Pollen einer Inzuchtlinie (Pollenelter) wird die weibliche Blüte der anderen Inzuchlinie (Saatelter) bestäubt. Die auf dem Saatelter wachsenden Körner werden dann als Hybridsaatgut an die Landwirte verkauft.
Die Ertragssteigerung der Hybriden gegenüber den beiden Elternlinien nennt man Heterosis. Heterosis entsteht durch die Wechselwirkung zwischen den Gruppen von Genen, die von den beiden Inzuchtlinien an die Nachkommen gegeben werden. Der Effekt mancher unvorteilhafter Gene einer Inzuchtlinie werden durch die vorteilhaften Gene der anderen Inzuchtlinie maskiert.
Dieses Phänomen der Heterosis bei Hybridsorten führt also zu höheren Erträgen im Vergleich zu Populationssorten. Außerdem ist sowohl der Pflanzenbestand als auch das Erntegut bei Hybridsorten sehr schön homogen und uniform, was nicht nur die Betreuung durch den Landwirt sondern auch die Verarbeitung durch den Abnehmer vereinfacht. Im Vergleich zu Populationssorten kostet das Saatgut von Hybridsorten allerdings meistens auch etwas mehr, weil der Aufwand zu ihrer Erzeugung für die Pflanzenzüchtungsfirmen größer ist. Und für gesteigerten Ertrag und Uniformität seiner Ernte opfert der Landwirt einen Teil seiner Unabhängigkeit, denn er muss jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Naja, muss er nicht, macht aber Sinn, denn die Hybridpflanzen im Feld des Landwirts blühen ja offen, d.h. unkontrolliert, ab, quasi jeder darf jeden bestäuben. Und entsprechend entsteht in der nächsten Generation wie bei den Populationssorten eine „Großfamilie“ mit vielen verwandten aber doch unterschiedlichen Mitgliedern (Genotypen), sowohl ertragreiche als auch schwächere. Und entsprechend wäre der Gesamtertrag deutlich reduziert im Vergleich zu einem Feld in dem nur der eine ertragreiche Genotyp steht, wie dies bei Hybridsorten der Fall ist.
Letztendlich muss jeder Landwirt selbst die Vor- und Nachteile der beiden Sortentypen abwägen und für seine Situation (z.B. Feldbedingungen oder Anforderungen der Abnehmer oder zum Eigengebrauch) den passenden Typ auswählen. Aufgabe der Maiszüchtungsfirmen und vor allem auch der nationalen und internationalen Institute wie CIMMYT ist es meiner Meinung nach, dafür zu sorgen, dass ausreichend Saatgut von den gewünschten Sortentypen zum richtigen Zeitpunkt bereit steht, und dass die Landwirte in ihrer Entscheidungsfindung unabhängig beraten und bestmöglich unterstützt werden.
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Freitag, 16. Mai 2008
CIMMYT Fußball-Meisterschaft
vessip, 18:44h
In Vorfreude auf die Fußball-EM hat CIMMYT sein eigenes Fußball-Turnier gestartet: von jetzt an CM (CIMMYT Meisterschaft). In der Ausschreibung, die dieses jährliche Sportevent vor 2 Monaten an allen Türen und Pinnwänden angekündigt hatte, stand: In deinem Team dürfen Frauen mitspielen. Wie gütig. Meine Arbeitskollegen haben sich nicht lumpen lassen und mich ins Team aufgenommen: wir sind der „Club Deportivo Inductores“ (Sportclub Inductores). Zum Namen „Inductores“ werd ich mich bei anderer Gelegenheit mal genauer äußern, der hat nämlich mit unserer Arbeit zu tun.
Tatsächlich besteht unserer Team zum Großteil aus Leuten meiner Arbeitsgruppe und dann noch ein paar „Eingekaufte“, die ich vorher gar nicht kannte. Ich werd mir unser Mannschaftsbild aber mit Namen versehen und sie alle lernen, damit ich mich beim nächsten Spiel besser in Szene setzen kann (...“Hier Pancho oder Miguel oder Antonio, ich bin frei!“...):

Wir tragen die Trikots vom AC Milan, die mir anfangs überhaupt nicht gefielen (Italiener...). Rot und Schwarz, wahnsinnig aggressive Farben. Aber so angezogen und im Team find ich’s jetzt doch wieder ganz ok. Ich hab Rückennummer 9 (die 7 war schon vergeben...schnief).
Es gibt insgesamt 7 Mannschaften:
- Veteranos (die hauptsächlich aus Leuten der Kommunikations- und Publikationsabteilung bestehen)
- Banco Germoplasma (die Genbank-Leute)
- Mantenimiento (die „Herren für alles“, also Sicherheit, Putzpersonal, Gärtner)
- Spal (Laborleute und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Bodenkunde)
- Chuperamigos (ein Misch aus Mais-Leuten)
- Combinados (die Leute mit denen wir normalerweise jeden Dienstag und Donnerstag kicken)
- und eben uns, die Inductores (hauptsächlich Mais-Physiologie-Leute).
Gegen jede Mannschaft spielt man zwei Mal, also insgesamt 12 Spiele. Das heißt m.o.w. jede Woche ein Spiel für uns bis Mitte August. Ein Spiel dauert 2x 40 min. Gestern hatten wir unser Erstes gegen die Veteranos. Dummerweise 2:1 verloren. Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass wir (berechtigterweise) noch in der ersten Halbzeit ne rote Karte kassiert hatten (nach 2x gelb) und entsprechend die letzten 50 min ein Mann weniger auf dem Platz waren. Es mussten auch Einige mit Verletzungen (wie Zerrungen, Krämpfe, Nasenbluten) ausgewechselt werden (hat sich natürlich auch keiner warmgemacht... Trikot an, 3x auf’s Tor schießen und los geht’s), so dass ich die ganze 2. Halbzeit durchgespielt habe (leider ohne Torerfolg, ich brauche eben doch die 7!).
Eigentlich haben wir ganz gute Leute, glaub ich. Wenn wir jetzt noch ein bisschen mehr zueinander finden (Laufwege, wer macht was etc.) und dafür sorgen, dass alle gesund bleiben und theoretisch 80 min durchspielen können, dann haben wir beste Chancen auf den Titel. Ich werd euch auf dem Laufenden halten ... wen interessiert schon die EM?
Tatsächlich besteht unserer Team zum Großteil aus Leuten meiner Arbeitsgruppe und dann noch ein paar „Eingekaufte“, die ich vorher gar nicht kannte. Ich werd mir unser Mannschaftsbild aber mit Namen versehen und sie alle lernen, damit ich mich beim nächsten Spiel besser in Szene setzen kann (...“Hier Pancho oder Miguel oder Antonio, ich bin frei!“...):

Wir tragen die Trikots vom AC Milan, die mir anfangs überhaupt nicht gefielen (Italiener...). Rot und Schwarz, wahnsinnig aggressive Farben. Aber so angezogen und im Team find ich’s jetzt doch wieder ganz ok. Ich hab Rückennummer 9 (die 7 war schon vergeben...schnief).
Es gibt insgesamt 7 Mannschaften:
- Veteranos (die hauptsächlich aus Leuten der Kommunikations- und Publikationsabteilung bestehen)
- Banco Germoplasma (die Genbank-Leute)
- Mantenimiento (die „Herren für alles“, also Sicherheit, Putzpersonal, Gärtner)
- Spal (Laborleute und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Bodenkunde)
- Chuperamigos (ein Misch aus Mais-Leuten)
- Combinados (die Leute mit denen wir normalerweise jeden Dienstag und Donnerstag kicken)
- und eben uns, die Inductores (hauptsächlich Mais-Physiologie-Leute).
Gegen jede Mannschaft spielt man zwei Mal, also insgesamt 12 Spiele. Das heißt m.o.w. jede Woche ein Spiel für uns bis Mitte August. Ein Spiel dauert 2x 40 min. Gestern hatten wir unser Erstes gegen die Veteranos. Dummerweise 2:1 verloren. Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass wir (berechtigterweise) noch in der ersten Halbzeit ne rote Karte kassiert hatten (nach 2x gelb) und entsprechend die letzten 50 min ein Mann weniger auf dem Platz waren. Es mussten auch Einige mit Verletzungen (wie Zerrungen, Krämpfe, Nasenbluten) ausgewechselt werden (hat sich natürlich auch keiner warmgemacht... Trikot an, 3x auf’s Tor schießen und los geht’s), so dass ich die ganze 2. Halbzeit durchgespielt habe (leider ohne Torerfolg, ich brauche eben doch die 7!).
Eigentlich haben wir ganz gute Leute, glaub ich. Wenn wir jetzt noch ein bisschen mehr zueinander finden (Laufwege, wer macht was etc.) und dafür sorgen, dass alle gesund bleiben und theoretisch 80 min durchspielen können, dann haben wir beste Chancen auf den Titel. Ich werd euch auf dem Laufenden halten ... wen interessiert schon die EM?
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Sonntag, 11. Mai 2008
Lucha Libre
vessip, 05:48h
Kann sich noch jemand an die World Wrestling Federation erinnern? Nun ja, Marcel und ich haben in unserer „Jugend“ viele Abende vor dem Fernseher mit „Brad The Hitman Heart“, „The British Bulldog“ oder „The Undertaker“ verbracht, Wrestlern der World Wrestling Federation. Marcel hatte sogar einige Spielzeug-Figuren von denen. Und natürlich haben wir Aufkleber gesammelt!
In Mexico gibt’s die amerikanische Wrestling-Version mit ebensoviel Showbiz und sogar längerer Tradition: Lucha Libre. Die meisten Luchadores (Wrestler) tragen hier zudem Masken, um ihre wahre Identität zu verbergen. Diese Masken sind auch beliebte Mitbringsel und fehlen in keinem Souvenirladen. Auch meine Freunde Allison, Nathan und Jenny hatten für ihre Cousins zu Weihnachten welche gekauft, die natürlich vorher noch auf Tragbarkeit geprüft werden mussten:

Gestern Abend sind wir zu sechst recht spontan zum Lucha Libre in der Arena Mexico nach Mexico City gefahren: Jenny, Luis, Gerlinde, Allison, Norbert und ich.

Um 8:30 gings los und insgesamt waren 4 Kämpfe angekündigt. Wir hatten eigentlich super Plätze, knapp hinter der Kamera, die das ganze Spektakel live ins Fernsehen bringen sollte, guter Blick auf den Ring. Hinter uns saßen jedoch ein paar Mütter mit ihren Kindern (heute ist hier Muttertag und deshalb gab’s gestern Ermäßigung für Mütter) und die gaben jedes Mal, wenn ein einigermaßen gut aussehender Luchador auftrat, ein megalautes Teenie-Geschrei von sich. Vor allem bei Alex Koslov (der mit Russki-Pelzmütze, geöltem Körper und nicht mehr als einer Badenhosen-ähnlichen Unterbekleidung in den Ring kam und laut Moderator Russisch, Englisch und Spanisch spricht...) und bei Marco Corleone (der sich zwar italienisch anhört, aber definitiv eher Holländer oder Skandinave war, natürlich ebenfalls geölt). Beide konnten auch in außergewöhnlicher Körpersprache mit dem weiblichen Publikum kommunizieren. Die Arena Mexico fasst etwa 17000 Zuschauer und ist der Schauplatz der CMLL (Conseja Mexicana de Lucha Libre = mexikanische Wrestling-Vereinigung).

Auch im Publikum tragen die echten Fans natürlich die Masken ihrer Stars:

Generell sind die Luchadores vor allem Entertainer und Akrobaten. Jeder Luchador hat sein bestimmtes Image, manche sind zeitlebens die Bösen, andere bleiben immer die Guten (z.B. Mistico, den die männlichen Fans wegen seiner akrobatischen Moves anhimmeln und die Weiblichen wegen seines Charmes und seines Kleider- und Farbgeschmacks... es gibt rosafarbene Mistico-Masken!) und manche wechseln die Identität im Laufe ihrer Karriere (dazu gehört bestimmt Alex Koslov, der als Frauenheld zu den Guten und als Russe ebenso zu den Bösen gehören kann...).
Mann trägt entweder lange Leggins oder eben Badehosen. Oft „Overknees“ zu den Badehosen, manchmal auch hautenge Shirts oder Ganzkörperanzüge. Und das in allen möglichen Farben, viel mit Gold oder Silber oder anderen Glitzerfarben. Natürlich passend zu den Masken. Viele tragen aber auch keine Masken und haben dann z.T. abgefahrene Haarkreationen (inkl. Iro).

Die Demaskierung ist übrigens die größte Demütigung, die einem Luchador widerfahren kann. Man verliert einen Kampf entweder, wenn man mehr als 3 Sekunden mit beiden Schultern auf dem Boden liegend vom Gegner „gepinnt“ wird, oder wenn einem die Maske heruntergerissen wird. Natürlich darf man danach auch ohne Maske wieder in den Ringe steigen, und viele Luchadores wählen ja auch, von vornherein keine Maske zu tragen. Von den maskierten Luchadores heißt es jedoch, dass sie mehr Ansehen genießen und oft auch im Alltag in der Öffentlichkeit mit ihren Masken gesehen werden. Viele verbergen ihre wahre Identität bis zum Tod und werden dann sogar mit ihrer Maske begraben.
Jeder Luchador wird wie beim Boxen groß angekündigt, mit Lightshow und Musik, und die Nummerngirls tragen bei jedem Kampf ein neues Outfit (natürlich jedes Mal gleich knapp bemessen). Gestern Nacht gab’s wie gesagt 4 Kämpfe. Natürlich kommen die Stars (wie Mistico) zuletzt dran, um die Spannung zu schüren beim Publikum. Deutlich zu sehen war dies auch an den Körpern der Luchadores, vom Bierbauch zum Bodybuilder-Athleten im Laufe des Abends. Angeblich sind die Kämpfe 95% Show, viele Aktionen sind mit Sicherheit abgesprochen, wahrscheinlich auch wer am Ende gewinnt. Schema F ist, dass die Guten zuerst ordentlich auf die Mütze kriegen, dann im Laufe des Kampfes das Rad wenden (natürlich mit Unterstützung des Publikums, das die Bösen ordentlich ausbuht) und schließlich zur Freude des Publikums doch noch die Guten gewinnen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Zwischendrin sieht man gute Akrobatik, artistische Saltos und Sprünge, an Rock’n’Roll erinnernde Hebe- und Drehfiguren, laut klatschende Ohrfeigen, und alles wahnsinnig schnell und aufregend.

Zwischendurch wird immer ein bisschen mit dem Publikum geschäkert, wie hier Mistico, der sich seine Beliebtheit bestätigen lässt:

Und recht häufig wird auch außerhalb des Rings weiter gekämpft. Wenn einer aus dem Ringe geworfen wurde, dann springt der Andere hinterher und nicht selten landen beide in den Zuschauern der ersten Reihen. Und natürlich hüpft man nicht einfach hinterher, sondern dies geschieht in einem spektakulären Sprung inklusive dreifachem Salto mortale... und das Publikum grölt. Ich hab mich köstlich amüsiert. War fast so gut wie im Fernsehen vor 20 Jahren, nur das ich damals noch nicht gecheckt hab, dass soviel Schau drin steckt, und es deshalb noch bewundernswerter fand...hihi.
Draußen vor der Arena Mexico warten nach dem Spektakel natürlich haufenweise Maskenverkäufer auf die Zuschauer, und Norbert und Gerlinde haben sich gleich mal für’s nächste Familientreffen eingekleidet:

In Mexico gibt’s die amerikanische Wrestling-Version mit ebensoviel Showbiz und sogar längerer Tradition: Lucha Libre. Die meisten Luchadores (Wrestler) tragen hier zudem Masken, um ihre wahre Identität zu verbergen. Diese Masken sind auch beliebte Mitbringsel und fehlen in keinem Souvenirladen. Auch meine Freunde Allison, Nathan und Jenny hatten für ihre Cousins zu Weihnachten welche gekauft, die natürlich vorher noch auf Tragbarkeit geprüft werden mussten:

Gestern Abend sind wir zu sechst recht spontan zum Lucha Libre in der Arena Mexico nach Mexico City gefahren: Jenny, Luis, Gerlinde, Allison, Norbert und ich.

Um 8:30 gings los und insgesamt waren 4 Kämpfe angekündigt. Wir hatten eigentlich super Plätze, knapp hinter der Kamera, die das ganze Spektakel live ins Fernsehen bringen sollte, guter Blick auf den Ring. Hinter uns saßen jedoch ein paar Mütter mit ihren Kindern (heute ist hier Muttertag und deshalb gab’s gestern Ermäßigung für Mütter) und die gaben jedes Mal, wenn ein einigermaßen gut aussehender Luchador auftrat, ein megalautes Teenie-Geschrei von sich. Vor allem bei Alex Koslov (der mit Russki-Pelzmütze, geöltem Körper und nicht mehr als einer Badenhosen-ähnlichen Unterbekleidung in den Ring kam und laut Moderator Russisch, Englisch und Spanisch spricht...) und bei Marco Corleone (der sich zwar italienisch anhört, aber definitiv eher Holländer oder Skandinave war, natürlich ebenfalls geölt). Beide konnten auch in außergewöhnlicher Körpersprache mit dem weiblichen Publikum kommunizieren. Die Arena Mexico fasst etwa 17000 Zuschauer und ist der Schauplatz der CMLL (Conseja Mexicana de Lucha Libre = mexikanische Wrestling-Vereinigung).

Auch im Publikum tragen die echten Fans natürlich die Masken ihrer Stars:

Generell sind die Luchadores vor allem Entertainer und Akrobaten. Jeder Luchador hat sein bestimmtes Image, manche sind zeitlebens die Bösen, andere bleiben immer die Guten (z.B. Mistico, den die männlichen Fans wegen seiner akrobatischen Moves anhimmeln und die Weiblichen wegen seines Charmes und seines Kleider- und Farbgeschmacks... es gibt rosafarbene Mistico-Masken!) und manche wechseln die Identität im Laufe ihrer Karriere (dazu gehört bestimmt Alex Koslov, der als Frauenheld zu den Guten und als Russe ebenso zu den Bösen gehören kann...).
Mann trägt entweder lange Leggins oder eben Badehosen. Oft „Overknees“ zu den Badehosen, manchmal auch hautenge Shirts oder Ganzkörperanzüge. Und das in allen möglichen Farben, viel mit Gold oder Silber oder anderen Glitzerfarben. Natürlich passend zu den Masken. Viele tragen aber auch keine Masken und haben dann z.T. abgefahrene Haarkreationen (inkl. Iro).

Die Demaskierung ist übrigens die größte Demütigung, die einem Luchador widerfahren kann. Man verliert einen Kampf entweder, wenn man mehr als 3 Sekunden mit beiden Schultern auf dem Boden liegend vom Gegner „gepinnt“ wird, oder wenn einem die Maske heruntergerissen wird. Natürlich darf man danach auch ohne Maske wieder in den Ringe steigen, und viele Luchadores wählen ja auch, von vornherein keine Maske zu tragen. Von den maskierten Luchadores heißt es jedoch, dass sie mehr Ansehen genießen und oft auch im Alltag in der Öffentlichkeit mit ihren Masken gesehen werden. Viele verbergen ihre wahre Identität bis zum Tod und werden dann sogar mit ihrer Maske begraben.
Jeder Luchador wird wie beim Boxen groß angekündigt, mit Lightshow und Musik, und die Nummerngirls tragen bei jedem Kampf ein neues Outfit (natürlich jedes Mal gleich knapp bemessen). Gestern Nacht gab’s wie gesagt 4 Kämpfe. Natürlich kommen die Stars (wie Mistico) zuletzt dran, um die Spannung zu schüren beim Publikum. Deutlich zu sehen war dies auch an den Körpern der Luchadores, vom Bierbauch zum Bodybuilder-Athleten im Laufe des Abends. Angeblich sind die Kämpfe 95% Show, viele Aktionen sind mit Sicherheit abgesprochen, wahrscheinlich auch wer am Ende gewinnt. Schema F ist, dass die Guten zuerst ordentlich auf die Mütze kriegen, dann im Laufe des Kampfes das Rad wenden (natürlich mit Unterstützung des Publikums, das die Bösen ordentlich ausbuht) und schließlich zur Freude des Publikums doch noch die Guten gewinnen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Zwischendrin sieht man gute Akrobatik, artistische Saltos und Sprünge, an Rock’n’Roll erinnernde Hebe- und Drehfiguren, laut klatschende Ohrfeigen, und alles wahnsinnig schnell und aufregend.

Zwischendurch wird immer ein bisschen mit dem Publikum geschäkert, wie hier Mistico, der sich seine Beliebtheit bestätigen lässt:

Und recht häufig wird auch außerhalb des Rings weiter gekämpft. Wenn einer aus dem Ringe geworfen wurde, dann springt der Andere hinterher und nicht selten landen beide in den Zuschauern der ersten Reihen. Und natürlich hüpft man nicht einfach hinterher, sondern dies geschieht in einem spektakulären Sprung inklusive dreifachem Salto mortale... und das Publikum grölt. Ich hab mich köstlich amüsiert. War fast so gut wie im Fernsehen vor 20 Jahren, nur das ich damals noch nicht gecheckt hab, dass soviel Schau drin steckt, und es deshalb noch bewundernswerter fand...hihi.
Draußen vor der Arena Mexico warten nach dem Spektakel natürlich haufenweise Maskenverkäufer auf die Zuschauer, und Norbert und Gerlinde haben sich gleich mal für’s nächste Familientreffen eingekleidet:

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